KOLLAGENOSEN-ASSOZIIERTE INTERSTITIELLE LUNGENERKRANKUNGEN

RECITAL-Studie: Rituximab mögliche Alternative zu Cyclophosphamid

Abb.: Veränderung der FVC von Baseline bis Woche 24 unter Rituximab und Cyclophosphamid (1)

Abb.: Veränderung der FVC von Baseline bis Woche 24 unter Rituximab und Cyclophosphamid (1)

Bei mit Kollagenosen assoziierter interstitieller Lungenerkrankung (CTD-ILD) wird Rituximab durchaus häufiger und vor allem als Rescue-Therapie eingesetzt, wurde aber in klinischen Studien (außer zuletzt bei systemischer Sklerose) noch nicht geprüft. In der in Großbritannien durchgeführten randomisierten, doppelblinden, kontrollierten Phase-IIb-Studie RECITAL wurde jetzt von Toby M. Maher, Los Angeles (USA), und britischen Kollegen untersucht, ob Rituximab in der Therapie der schweren oder progressiven CTD-ILD gegenüber Cyclophosphamid überlegen ist. Eine auf dem ACR präsentierte Ánalyse lieferte zudem Hinweise auf die Effektivität beider Therapien in Subgruppen.

In die Studie wurden letztlich 101 erwachsene Patienten mit schwerer oder progressiver ILD im Rahmen einer systemischen Sklerose (SSc), idiopathischen entzündlichen Myositis (IIM) oder Mischkollagenose (MCTD) eingeschlossen, die in 11 britischen Rheumatologie- bzw. ILD-Zentren rekrutiert wurden. Diese wurden im Verhältnis 1:1 auf i.v. Rituximab 1.000 mg in den Wochen 0 und 2 oder i.v. Cyclophosphamid (CYC; 600 mg/m2Körperoberfläche [KOF] alle 4 Wochen für sechs Dosen) randomisiert. Primärer Endpunkt war die Veränderung der forcierten Vitalkapazität (FVC) von Baseline bis Woche 24, adjustiert auf die Baseline-FVC und den CTD-Typ. Sekundäre Endpunkte waren die Veränderungen der FVC von Baseline bis Woche 48, der 6-Minuten-Gehstrecke, der Diffusionskapazität (DLco), die ärztlich bestimmte globale Krankheitsaktivität (GDA-Score), die Lebensqualität (SGRQ, KBILD, EQ-5D) in den Wochen 24 und 48 sowie das Gesamt- und progressionsfreie Überleben, die Zeit bis zum Therapieversagen und Steroidgebrauch (in modifizierter Intention-to-treat-Population).

Rituximab (fast) auf Augenhöhe mit Cyclophosphamid

Für die Analyse (=mindestens eine Dosis der Studienmedikation erhalten) qualifizierten sich 48 (96 %) der Teilnehmer im CYC- und 49 (96 %) im Rituximab-Arm, 86 bzw. 82 % blieben bis Woche 24 auf ihrer Medikation. Unter beiden Therapien verbesserte sich die FVC bis Woche 24, mit CYC um im Mittel 99 und unter Rituximab um 97 ml. Im adjustierten Modell betrug die Differenz nach 24 Wochen -40 ml (95% KI -153 bis 74; p=0,49) zwischen der Rituximab- und CYC-Gruppe (Abb.). Die Lebensqualität (KBILD) verbesserte sich bis Woche 24 um im Mittel 9,4 Punkte unter CYC und 8,8 unter Rituximab. Es gab keine signifikanten Unterschiede bei den sekundären Endpunkten mit Ausnahme des GDA-Scores in Woche 48, der zugunsten von CYC ausfiel (Δ 0,90; 95% KI 0,11-1,68), generell zeigten sich Verbesserungen unter beiden Therapien. Im Gesamt- und progressionsfreien Überleben sowie der Zeit bis zum Therapieversagen gab es auch keine signifikanten Unterschiede, 4 (CYC) bzw. 6 % (Rituximab) der Patienten verstarben infolge von Komplikationen der CTD oder ILD. Der Steroidgebrauch war unter Rituximab etwas geringer, auch wurden darunter numerisch weniger unerwünschte Ereignisse (UE) verzeichnet (445 vs. 646), schwere UE hielten sich mit 29 vs. 33 die Waage. Insgesamt war Rituximab bei CTD-ILD damit CYC nicht überlegen (numerisch sogar minimal schlechter), jedoch wurde in beiden Therapiearmen eine Verbesserung der Lungenfunktion und der Lebensqualität erreicht. Rituximab war etwas besser verträglich und könnte somit eine therapeutische Alternative zu CYC darstellen. (1)

Auf dem ACR-Kongress wurde fast parallel zu dieser Publikation eine Subgruppenanalyse von RECITAL vorgestellt. Den größten Nutzen aus Rituximab und CYC in Bezug auf die FVC-Verbesserung bis Woche 24 zogen demnach Patienten mit IIM- und MCTD-assoziierter ILD (45,4 bzw. 16,5 % der Teilnehmer), bei SSc-ILD (38,1 %) kam es zu einer Stabilisierung der Lungenfunktion. Bei den SSc-Patienten führte nur Rituximab, nicht aber CYC, zu einer leichten Verbesserung der Hautfibrose nach 24 Wochen. (2)

Quellen:
1 Lancet Respir Med 2023; 11(1): 45-54
2 Arthritis Rheumatol 2022; 74(Suppl 9): Abstr. 0003