Osteoporose

Osteoporose-Prävention schon bei niedrigen Steroiddosen?

Die negativen Effekte von Glukokortikoiden (GK) auf den Knochen hängen von der Dauer und Dosis der Therapie ab. Mit der Frage, ob es bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE) eine sichere GK-Dosis gibt, beschäftigten sich italienische Rheumatologen um Giovanni Adami, Verona, in einer aktuell publizierten Längsschnittstudie – den Ergebnissen nach wäre wohl schon bei eher niedrigen GK-Dosen eine antiosteoporotische Therapie ratsam.

In die italienische Kohortenstudie wurden 884 Frauen mit ERE (über 50 % mit RA, aber auch mit z. B. Psoriasis-Arthritis, Kollagenosen und Vaskulitiden) eingeschlossen, 1.766 auf Alter, T-Score und 10-Jahres-Frakturrisiko (%) gematchten Kontrollen gegenübergestellt und über bis zu 6 Jahre nachverfolgt; die mittlere GK-Dosierung wurde eingeteilt in Abstufungen von 0-2,5, 2,5-5 und ≥5 mg/Tag. Die Knochenmineraldichte (BMD) und Frakturen wurden prospektiv erfasst und die Effekte sowohl der GK-Dosierung als auch von eingesetzten Osteoporose-Therapien (meist Bisphosphonate) im Vergleich zur Kontrollgruppe bewertet. Bei allen GK-Anwenderinnen ohne antiosteoporotische Therapie nahm die BMD signifikant ab, um -4,26 % (p=0,0011), -4,23 % (p=0,0422) bzw. -2,66 % (p=0,0006) bei Dosierungen von ≥5, 2,5-5 und 0-2,5 mg/Tag. Eine antiosteoporotische Therapie erhöhte die BMD stärker bei ERE-Patientinnen, die ≤5 mg/Tag Prednison erhielten. Insgesamt kam es zu 21, 12 und 29 Frakturen bei Patientinnen auf ≥5, 2,5-5 und 0-2,5 mg/Tag Prednison, was jeweils einer Frakturrate von 4,8, 2,8 und 2,5 pro 100 Patientenjahre (PJ) in diesen GK-Gruppen entsprach. Im Vergleich wurden 103 Frakturen in der Propensity-Score gematchten Kohorte dokumentiert, entsprechend einer Frakturrate von 2,2 pro 100 PJ. Die Frakturinzidenz war somit bei den ERE-Patientinnen auch bei niedriger GK-Dosierung höher im Vergleich zur Kontrollkohorte, signifikant war dies aber nur für eine GK-Einnahme ≥5 mg/Tag, die mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für alle Frakturen verglichen mit allen anderen Dosierungen und den Kontrollen assoziiert war (adjustierte Hazard Ratio, HR 2,37, 95% KI 1,33-4,23).

Fazit: Womöglich müssten hier die Osteoporose-Leitlinien angepasst und eine Therapieempfehlung bei bereits niedrigen GK-Dosierungen ausgesprochen werden.

Quelle: Arthritis Rheumatol 2023; doi: 10.1002/art.42529