SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES

Maschinelles Lernen erlaubt eine bessere Verlaufsprognose

Bei SLE-Patienten sind die Krankheitsverläufe sehr variabel. Die Bestimmung von Patientenclustern auf Basis ihres Autoantikörperprofils könnte die Verlaufsprognose deutlich verbessern und zu einer früheren Anwendung aggressiver Therapien bei Risikopatienten führen. Mit Hilfe von maschinellem Lernen wurde von einer internationalen Studiengruppe um May Yee Choi, Calgary (Kanada), eine neue Längsschnitt-Clusteranalyse auf Autoantikörper-Daten aus einer gut charakterisierten, multinationalen Inzeptionskohorte angewendet, um spezifische Profile zu erkennen, die eine Prädiktion des klinischen Verlaufs ermöglichen.

Eingeschlossen in die Analyse wurden 805 SLE-Patienten mit demografischen, klinischen und serologischen Daten, die innerhalb von 15 Monaten nach der Diagnose sowie im 3- und 5-Jahres-Follow-up erhoben wurden. Bei jeder Visite wurden die Seren auf insgesamt 29 ANA Immunfluoreszenz-Muster und 20 Autoantikörper untersucht und mittels K-Means-Algorithmen anhand von Längsschnitt-Autoantikörperprofilen bestimmte phänotypische Cluster identifiziert.

Ausgehend davon wurden die klinischen Verläufe im 10-Jahres-Follow-up dieser Cluster verglichen und mittels Cox-proportionalen Risikomodellen adjustiert auf das Alter bei Krankheitsbeginn Hazard Ratios (HRs) für das Überleben kalkuliert. Cluster 1 (n=137, hohe Frequenz von Anti-Smith, Anti-U1RNP, AC-5 und hohe ANA-Titer) zeigte die höchste kumulative Krankheitsaktivität und den größten Bedarf für Immunsuppressiva [IS]/Biologika in Jahr 10. Cluster 2 (n=376, niedrige Anti-dsDNA und ANA-Titer) hatte die niedrigste Krankheitsaktivität und geringste Frequenz von Lupusnephritis bzw. Einnahme von IS/Biologika). Cluster 3 (n=80, höchste Frequenz aller 5 Antiphospholipid-Antikörper) zeigte die größte Häufigkeit von Anfällen und Hypokomplementämie. Cluster 4 (n=212) zeichnete sich ebenfalls durch eine hohe Krankheitsaktivität aus und war durch das Vorliegen multipler Autoantikörper (inkl. Anti-Histon, Anti-dsDNA, Anti-Rib-P, Anti-SSA oder Ro60, Anti-SSB oder La, Anti-Ro52/TRIM21, PCNA und Anti-Zentromer B) charakterisiert. Die Cluster 1 (adj. HR 2,60, 95% KI 1,12-6,05; p=0,03) und 3 (adj. HR 2,87, 95% KI 1,22-6,74; p=0,02) hatten ein geringeres Überleben im Vergleich zu Cluster 2.

Die identifizierten  Autoantikörper-Cluster waren somit prädiktiv für Langzeitverlauf, Organbeteiligung, Therapiebedarf und Sterblichkeit.

Quelle: Ann Rheum Dis 2023; doi: 10.1136/ard-2022-223808