Axiale Spondyloarthritis

Hemmung der radiologischen Progression durch Reduktion der Krankheitsaktivität

Die Hinweise mehren sich, dass bei ankylosierender Spondylitis (AS) und der axialen Spondyloarthritis (axSpA) generell die Reduktion der Krankheitsaktivität mit einem Treat-to-target (T2T)-Ansatz die ideale Herangehensweise zur langfristigen Hemmung der radiologischen Progression darstellt. Den jüngsten Beleg liefern die 10-Jahres-Daten aus der Swiss Clinical Quality Management (SCQM)-Kohorte zu Real-life-AS-Patienten, die eine Korrelation zwischen einer Anti-TNF-Therapie, einer niedrigen Krankheitsaktivität gemäß ASDAS und der Röntgenprogression im mSASS ausweist.

Um den Einfluss von TNFα-Inhibitoren auf die radiologische Progression der Wirbelsäule bei AS-Patienten und die Rolle einer reduzierten Krankheitsaktivität zu evaluieren, wertete eine europäische Expertengruppe Adrian Ciurea, Zürich, Befunde aus der Schweizer SCQM-Kohorte mit einem Follow-up von bis zu zehn Jahren aus. Die Röntgenaufnahmen von der Wirbelsäule wurden alle zwei Jahre angefertigt und unabhängig von zwei Experten anhand des mSASS-Scores ausgewertet.

Inaktive AS unter Anti-TNFs: Keine Röntgenprogression 

Die Kohortenstudie umfasste 432 „klassische“ Patienten mit langjähriger AS und Syndesmophyten und insgesamt 616 Intervalle mit zwei konsekutiven Röntgenscans. Das Verhältnis zwischen dem TNFα-Inhibitor-Gebrauch vor dem 2-Jahres-Intervall und der Röntgenprogression im mSASSS, definiert als ein Anstieg um ≥2 Einheiten oder ≥1 neuer Syndesmophyt in zwei Jahren, wurde mit einem statistischen Modell mit Adjustierung auf potenzielle Faktoren der radiologischen Progression (Rauchen, CRP-Wert, NSAR-Einnahme, Syndesmophyten zu Baseline etc.) ermittelt. In einem zweiten Schritt mit Sensitivitätsanalyse wurde der ASDAS als vermuteter Mediator der Anti-TNF-Effekte auf die Progression mit in das Modell einbezogen. (1) 

Der durchschnittliche mSASSS-Anstieg binnen zwei Jahren betrug 0,9 Einheiten, wobei in einer multivariaten Analyse eine vorherige Anti-TNF-Therapie die Wahrscheinlichkeit einer Progression um 50 % reduzierte (Odds ratio, OR 0,50; 95% KI 0,28-0,88). Während in einer Analyse (mit Einschluss des ASDAS) kein direkter Effekt der Anti-TNF-Therapie auf die radiologische Progression nachweisbar war (OR 0,61; 95% KI 0,34-1,08), wurde sehr wohl ein indirekter und statistisch signifikanter Effekt der TNFα-Inhibitoren – über die Reduktion des ASDAS – auf die Röntgenprogression gezeigt (OR 0,75; 95% KI 0,59-0,97). (1) 

Somit lassen die Ergebnisse darauf schließen, so betonen in einem begleitenden Kommentar auch Daniel Wendling, Besancon (Frankreich) und Joachim Sieper, Berlin, dass eine längere Anti-TNF-Exposition mit einem stärkeren protektiven Effekt assoziiert ist, der gemäß der Analyse auf die verbesserte Kontrolle der Krankheitsaktivität zurückgeht. Tatsächlich wiesen jene AS-Patienten mit einem ASDAS ≤1,3 (also inaktiver Erkrankung) überhaupt keine radiologische Progression auf. (2)

Auch wenn diese Daten keinen finalen Beweis für eine Reduktion der Röntgenprogression der Wirbelsäule bei AS durch Anti-TNF-Therapien darstellen, bieten sie angesichts fehlender (und auch nicht praktikabler) prospektiver Studien die bis dato beste Evidenz und stützen die Cut-off-Werte der mSASSS-Progression und ASDAS-Remission. 

Angesichts der Bedeutung des Erreichens einer Remission der AS stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse auf andere Therapien (NSAR und vor allem Secukinumab) und SpA-Patienten zu übertragen sind – vor allem bei frühzeitigem Therapiebeginn. Ein starker Beleg für die Sinnhaftigkeit einer T2T-Strategie bei AS (und SpA) sind sie auf jeden Fall. (2) 

Ausblick: Auf Basis der neuen Studiendaten ist ein noch stärkeres Augenmerk auf eine engmaschige Kontrolle der Krankheitsaktivität bei AS und potenziell bei der axialen SpA insgesamt zu legen, mit dem ASDAS als primärem Zielparameter. Mehr und mehr verdichtet sich die Evidenz, dass eine Remission bzw. inaktive Erkrankung gemäß einem ASDAS <1,3 ein sinnvolles Behandlungsziel im Rahmen einer T2T-Strategie (mit NSAR, TNFα-Inhibitoren oder auch Secukinumab) darstellt, die auf eine langfristige Verhinderung struktureller Schäden an der Wirbelsäule hoffen lässt. Ein weiterer Vorteil ist, dass der ASDAS in der rheumatologischen Praxis relativ leicht zu erheben und durchführbar ist im Vergleich zu einer Bewertung der Röntgenprogression anhand des mSASS-Scores. 

Quellen:
1 Ann Rheum Dis 2018; 77(1): 63-69
2 Ann Rheum Dis 2018; doi: 10.1136/annrheumdis-2017-212363