SYSTEMISCHE SKLEROSE

Fehlende Sklerodermie bedeutet nicht gleich gute Prognose

Die systemische Sklerose sine scleroderma (ssSSc) ist eine Unterform der SSc, definiert durch das Fehlen einer Hautfibrose. Bislang ist nur wenig über deren Verlauf, Prognose oder Hautmanifestationen bekannt. Mehr Licht ins Dunkel bringen nun Alain Lescoat, Rennes (Frankreich), und Kollegen, die in einer auf der EUSTAR-Datenbank basierenden Längsschnitt-Beobachtungsstudie den klinischen Phänotyp der ssSSc mit jenem der limitiert-kutanen und diffus-kutanen (lc- bzw. dcSSc) verglichen.

Eingeschlossen wurden 4.263 die SSc-Klassifikationskriterien erfüllende Patienten mit Untersuchung des modifizierten Rodnan Skin Score (mRSS) zu Beginn und mindestens einer Follow-up-Visite; eine ssSSc war definiert als Fehlen einer Hautfibrose (mRSS =0 und keine Sklerodaktylie) bei allen erfolgten Visiten. Die wichtigsten Zielkriterien waren das Überleben und Hautmanifestationen (Hautfibrose, digitale Ulzera, Teleangiektasien, „puffy fingers“). 376 (8,8 %) der Teilnehmer wurden als ssSSc klassifiziert (im Mittel 55,3 Jahre, 91,8 % Frauen). Bei der letzten Visite hatten diese im Vergleich zu jeweils 708 Patienten mit lcSSc bzw. dcSSc mit derselben Krankheitsdauer eine geringere Prävalenz früherer oder aktueller digitaler Ulzera (28,2 % vs. 53,1 % [lcSSc] und 68,3 % [dcSSc]; je p<0,001) und „puffy fingers“ (63,8 % vs. 82,4 % [lcSSc] und 87,6 % [dcSSc]; je p<0,001). Im Gegensatz dazu war die Prävalenz von interstitieller Lungenerkrankung (ILD) ähnlich bei ssSSc und lcSSc (49,8 und 57,1 %; p=0,03), aber signifikant höher bei dcSSc (75,0 %; p<0,001). Haut-Teleangiektasien waren bei ssSSc-Patienten assoziiert mit diastolischer Dysfunktion (Odds Ratio, OR 4,78, 95% KI 2,06-11,08; p<0,001). Einziger unabhängiger Faktor für den Beginn einer Hautfibrose bei ssSSc war Anti-Scl-70-Antikörper-Positivität (OR 3,08, 95% KI 1,23-7,73; p=0,02). Die Überlebensrate von ssSSc-Patienten (92,4 %) war nach einem Follow-up von ≤15 Jahren höher im Vergleich zu lcSSc (69,4 %; p=0,06) und dcSSc (55,5 %; p<0,001).

Trotz der im Vergleich höheren Überlebensraten sollte die SSc sine scleroderma somit von Rheumatologen und Dermatologen äußerst ernst genommen werden angesichts der hohen Prävalenz von ILD (>40 %) und renaler Krisen (fast 3 %).

Quelle: JAMA Dermatol 2023; 159(8): 837-847