AXIALE SPONDYLOARTHRITIS

Durchaus substanzielles Risiko bei Verwandten ersten Grades

Das Lebenszeitrisiko für axiale Spondyloarthritis (axSpA) bei Verwandten 1. Grades (VEG) von axSpA-Patienten und die Effekte von Geschlecht, HLA-B27-Positivität und radiografischem Status sind unklar. Etwas Licht ins Dunkel brachten anhand prospektiver Langzeitdaten einer Familienstudie mit einem Follow-up über 35 Jahre eine Forschergruppe um Sjef M. van der Linden, Bern (Schweiz), und Matthew A. Brown, London Großbritannien).

Im Jahr 1985 wurden 363 Patienten mit ankylosierender Spondylitis (AS), alles Mitglieder der Schweizerischen Vereinigung Morbus Bechterew, und 806 VEG in die Studie eingeschlossen und füllten Fragebögen zu SpA-Manifestationen aus, unterzogen sich einer körperlichen Untersuchung sowie (in den meisten Fällen) einer Röntgenuntersuchung des Beckens und einer HLA-B27-Typisierung.

Beim Follow-up im Zeitraum 2018–2019 waren von den früheren Teilnehmern, deren Adressen ermittelt werden konnten, 162 verstorben, während 485 (125 AS-Patienten plus 360 VEG) einen postalisch zugestellten Fragebogen ausfüllen konnten. Im Ergebnis hatten zum Zeitpunkt des Follow-up nach knapp 35 Jahren 48 von 177 HLA-B27-positiven VEG eine axSpA entwickelt, entsprechend einer Risikorate (RR) von 27,1 % (95% KI 20,6-33,7). 27 von 148 (18,2 %) Kindern von AS-Patienten (gemäß den modifiizierten New York-Kriterien) waren betroffen im Vergleich zu 2 von 50 (4,0 %) der Kinder von Patienten mit nicht-radiografischer (nr-)axSpA (p=0,0138, Odds ratio, OR 5,36; 95% KI 1,23- 23,40). Die Kinder von Frauen waren häufiger betroffen (12 von 22; 54,5 %) als jene von männlichen Patienten (15 von 78; 19,2 %) (p=0,0003; OR 4,89; 95% KI 1,96-12,23). Dieses Risiko betraf in etwa gleichem Maße Töchter und Söhne.

Das axSpA-Lebenszeitrisiko für HLA-B27-positive VEG ist somit substanziell mit dem Krankheitsstatus (AS vs. nr-axSpA) als zusätzlichem Risikofaktor. Betroffene Mütter geben ihre Erkrankung sehr viel öfter an den Nachwuchs weiter als Väter. Diese Daten ermöglichen einer bessere Risikoeinschätzung für Betroffene, der starke Einfluss des Geschlechts bedarf weiterer Untersuchungen.

Quelle: RMD Open 2022; 8(2): e002208