IDIOPATHISCHE ENTZÜNDLICHE MYOPATHIEN

Antisynthetase-Sndrom: Nächster erfolgreicher Einsatz von CAR-T-Zell-Therapie

Bild: Prof. Dr. Georg Schett

Bild: Prof. Dr. Georg Schett

In den vergangenen zwei Jahren gelangen mit der aus der Onkologie entlehnten CAR-T-Zell-Therapie spektakuläre Therapieerfolge bei Patienten mit therapierefraktärem systemischen Lupus erythematodes (SLE). In der anlaufenden CASTLE-Studie werden nun auch Patienten mit anderen systemischen Autoimmunerkrankungen wie etwa mit schweren idiopathischen entzündlichen Myopathien (IIM) eingeschlossen. Über den bis dato sehr erfolgreichen ersten Einsatz des Verfahrens bei einem Patienten mit refraktärem, auf alle Immunsuppressiva versagenden Antisynthetase-Syndrom (ASyS) berichtete im Lancet die Erlanger Arbeitsgruppe um Georg Schett.

Das ASyS, bei dem eine pathogene Rolle von autoreaktiven B-Zellen wahrscheinlich ist, kann trotz diverser Therapieoptionen wie Glukokortikoiden (GK), i.v. Immunglobulinen (IVIG), Anti-T-Zell- und Anti-B-Zell-Therapien (z. B. Rituximab) refraktär sein und ist daher mit einer erhöhten Mortalität verbunden. In Anbetracht der Pathophysiologie des ASyS lag es nahe, auch in dieser Indikation eine CD19 CAR-T-Zell-Therapie zu erproben.

Vorgestellt wurde jetzt der Fall eines 41-jährigen Mannes mit seit 18 Monaten bestehendem, per Muskelbiopsie bestätigtem, mehrfach therapierefraktärem ASyS (erhöhte CK-Konzentrationen >1.000 U/l), Muskelentzündung im MRT, interstitieller Lungenerkrankung [ILD], Raynaud-Syndrom, periorbitales Ödem, Anti-Jo1-Autoantikörper). Gescheitert waren u. a. Versuche mit oralen GK (10-250 mg Prednisolon/Tag); i.v. Rituximab (RTX, 2x 1 g) führte nur temporär zu einer Verbesserung, ein folgender RTX-Zyklus (1x 1 g) brachte keinen Erfolg. Eine IVIG-Therapie (2 mg/kg), gefolgt von oralem Tacrolimus (10 mg/Tag für 4 Monate) brachte wieder nur für kurze Zeit eine Besserung bis zum nächsten Rezidiv. Auch ein dritter Versuch mit i.v. RTX (2x 1 g) und i.v. Cyclophophamid (1 g/m2) bot keine Remission.

Beeindruckende Besserung von Antisynthetase-Syndrom

Angesichts des schlechten Zustands des Patienten mit v. a. schwerer Muskelschwäche, Schmerzen und starker Dyspnoe aufgrund Alveolitis und ILD (bis zu 50 l/min. O2 nasal) und deutlich erhöhten Laborwerten (CK 9.305 U/l; Myoglobin 2.148 mg/l, CRP 21,7 mg/l) wurde nach GK-Tapering und keiner weiteren immunsuppressiven Therapie eine CAR-T-Zell-Therapie durchgeführt. Nach einer wohl der kompletten B-Zell-Depletion (für ca. 100 Tage) und CAR-T-Zell-Aktivierung geschuldeten transienten Verschlechterung der Myalgie und einem CK-Anstieg auf 13.600 U/l (womöglich Zeichen eines Zytokin-Freisetzungssyndroms, CRS) für 3 Tage kam es danach zu einer raschen Verbesserung der körperlichen Funktion in allen Hauptkomponenten des International Myositis Assessment and Clinical Studies (Group IMACS)-Kriteriums, so bei der Muskelstärke (Anstieg von 115 auf 149/150 nach 180 Tagen) und Muskelausdauer. Weitere Verbesserungen zeigten sich bis Tag 180 im 30 Sekunden-Sit-to-Stand-Test (von 0 auf 7) und der maximalen Gehdistanz (von 10 m auf >5 km). CK (102 U/l), Myoglobin (70 mg/l) sowie andere Laborwerte normalisierten sich, Anti-Jo1-Antikörper waren nicht mehr nachweisbar. Die extramuskuläre Krankheitsaktivität des ASyS nahm ab mit einer starken Verbesserung im ACR/EULAR Total Improvement Score (TIS) zu Tag 46 (TIS 87,5) und Tag 180 (TIS 98). Das MRT der Schenkel zeigte eine völlige Resolution der Myositis-Läsionen, die Dyspnoe verbesserte sich (keine weitere O2-Supplementation) und das CT ergab eine komplette Regression der Alveolitis. Die Sicherheit der CAR-T-Zell-Therapie war gut, Nebenwirkungen (Fieber im Rahmen eines milden Grad 1-CRS) waren mit Paracetamol und Tocilizumab 3x 720 mg schnell beherrschbar.

Nach dem Einsatz bei SLE wurde somit nun auch beim Antisynthetase-Syndrom der enorme Nutzen der CAR-T-Zell-Therapie bei zugleich bislang guter Sicherheit bestätigt – wie lange sich der Therapieerfolg fortsetzt, muss die Zeit zeigen. Der Patient ist für nunmehr 6 Monate in Remission, und dies ohne jegliche Immunsuppressiva oder GK auch nach erfolgter B-Zell-Rekonstitution. Auf weitere Daten aus der CASTLE-Studie kann man bereits gespannt sein.

Quelle: Lancet 2023; 401(10379): 815-818