COVID-19 und Rheumatologie

Wichtige Lehren aus den bisherigen Daten

Im Hinblick auf den Umgang mit der SARS-CoV-2/COVID-19-Pandemie ist die Befürchtung, dass Rheuma-Patienten unter ihrer immunsuppressiven Therapie per se stärker gefährdet sind, dank der Daten aus dem europäischen, weltweiten und deutschen COVID-19-Register gewichen. Jedoch gibt es auch eine gewisse Ernüchterung in puncto IL-6-Inhibitoren als mögliche Therapieoption – zwei Sarilumab-Studien sind ebenso gescheitert wie eine (COVACTA) zu Tocilizumab, während die zweite (EMPACTA) bei COVID-19-assoziierter Pneumonie erfolgreich war. Daten zur IL-1-Inhibition und Colchicin stehen noch aus.

Auf dem virtuellen DGRh-Kongress wurden auf einer eigenen Abstract-Sitzung aktuelle Daten des deutschen COVID-19-Registers erläutert. Dessen Vorteil ist laut Dr. Rebecca Hasseli, Bad Nauheim, dass tatsächlich nur Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE, überwiegend mit rheumatoider Arthritis, RA) und per Abstrich (PCR) oder Antikörper-Test bestätigter SARS-CoV-2-Infektion – bis zum 23. August waren es 370 – eingeschlossen wurden. 

Die am häufigsten eingesetzten Therapien waren Glukokortikoide (GK) und Methotrexat (MTX), gefolgt von TNFa-Inhibitoren. Hospitalisiert wurden 115 Patienten, von denen 25 invasiv beatmet werden mussten, 19 verstarben (davon 10 mit RA). Insbesondere Kollagenosen waren gehäuft mit einem letalen Verlauf assoziiert (CO.05). Die Daten zu 104 Patienten wurden kürzlich in RMD Open publiziert. Nur kurz erwähnt sei eine bereits auf dem Online-EULAR von Anne Regierer, Berlin, gezeigte Analyse des Registers (Stand 21. Juni, n=280), die ergab, dass ein Alter >65 Jahre, kardiovaskuläre Erkrankungen, ILD oder COPD und GK-Dosierungen >5 mg/Tag (Odds ratio 2,5, 4,4, 6,5 bzw. 8,1) Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf waren (CO.04). 

Eine Umfrage zu den psychosozialen Einflüssen der Pandemie auf 696 Rheuma-Patienten (davon 2 % positiv getestet) dauert noch an. 50 % gaben einen positiven Kontakt mit ihrem Rheumatologen an, 50 % berichteten allerdings über Schwierigkeiten in der Kommunikation. Depression und Angst waren vergleichbar zur Normalbevölkerung, Schlafstörungen waren aber häufig bei im Mittel niedriger Krankheitsaktivität und Schmerzen (CO.11). 

Mehrere Untersuchungen und Befragungen weisen (mit einer Ausnahme) darauf hin, dass die DGRh-Empfehlung, nicht aus Furcht vor COVID-19, die immunsuppressive Medikation abzusetzen, zumeist eingehalten wurde. Nur kurz erwähnt sei die bereits in Nature Medicine publizierte Arbeit von Georg Schett und Kollegen, wonach ERE-Patienten (plus Psoriasis oder CED) unter Zytokin-Inhibitoren (Anti-TNF, -IL-6, -JAK, -IL-17, -IL-23; -IL-12/23) gegenüber solchen ohne solche Therapien und der Allgemeinbevölkerung ein niedrigeres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion aufzuweisen scheinen (CO.09).    

Quelle Abstractsession „COVID-19“, DGRh-Kongress, 9. September 2020