LONG-COVID IN DER RHEUMATOLOGIE

Vermutlich kein erhöhtes Risiko für Rheumapatienten

Mit dem Abebben der COVID-19-Pandemie sank auch die Zahl der Abstracts und Poster zu dieser Thematik. Offen blieb, ob Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE) nach einer durchgemachten Omikron-Infektion ein höheres Risiko für Langzeitfolgen (Post- bzw. Long-COVID) tragen bzw. inwieweit dies Infektionsfolgen oder eigentlich der ERE zuzuordnende Symptome sind. Eine gewisse Entwarnung lässt sich nun aus den von Laura Boekel, Amsterdam (Niederlande), und Kollegen vorgestellten Daten einer großen prospektiven, kontrollierten Kohortenstudie ablesen.

1.974 ERE-Patienten und 733 gesunde Kontrollen nahmen an der Studie teil, von denen 468 (24 %) der Patienten und 218 (30 %) der Kontrollen eine SARS-CoV-2 Omikron-Infektion durchgemacht hatten. 77 ERE-Patienten (21 %) und 23 Kontrollen (13 %) erfüllten die Long-COVID-Kriterien der WHO (Odds Ratio, OR 1,73, 95% KI: 1,04-2,87; p=0,03). Dieser Effekt schwächte sich jedoch nach Adjustierung auf potenzielle Confounder ab (aOR 1,49, 95% KI 0,88-2,52; p=0,14).

Eine Post-hoc-Evaluation von Kovariablen in einem Regressionsmodell ergab, dass ein höherer BMI und höhere Krankheitsaktivität in der akuten Infektionsphase signifikant mit dem Long-COVID-Risiko assoziiert waren. Fatigue und Verlust der Leistungsfähigkeit waren die am häufigsten berichteten Symptome sowohl bei den Patienten als auch Kontrollen mit Long-COVID. Die Erholungszeit war in beiden Gruppen vergleichbar (p=0,47). Generell wurden persistierende Symptome häufiger von Patienten mit COVID-19 in der Vorgeschichte gegenüber solchen ohne berichtet, so bei 43 % der ERE-Patienten vs. 33 % Kontrollen mit COVID-19-Vorgeschichte und 21 vs. 11 % ohne frühere COVID-19-Anamnese. (1, 2) Die Experten vermuten, dass die beobachtete Differenz zwischen ERE-Patienten und Kontrollen zumindest partiell durch klinische Manifestationen der rheumatischen Grunderkrankung erklärbar sind. Von einem generell höheren Long-COVID-Risiko von ERE-Patienten wird eher nicht ausgegangen.

Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2023; 82 (Suppl 1): 53 (OP0078)
2   Lancet Rheumatol 2023; 5(7): e375-e385