DELEGATION ÄRZTLICHER LEISTUNGEN

Sieben Schritte zur Einführung der RFA-Visite in Facharztpraxen und Ambulanzen

Delegation ist kein neues Thema. Es liegen sowohl Erfahrungsberichte aus Sicht von Ärzten und RFAs als auch Studien dazu vor. Allerdings fehlt es derzeit an einer praxisnahen Hilfestellung, die delegationswillige Praxen bei der dauerhaften Implementierung einer Visite durch die Rheumatologische Fachassistenz (RFA) als besondere Form der Delegation unterstützt. Im hektischen Praxisalltag fehlt häufig die Ruhe und Zeit, geeignete Maßnahmen für eine strukturierte Einführung eigenständig zu entwickeln, sodass gut durchdachte Ansätze mitunter in der Hektik des Alltags versanden.

Als ein Teilergebnis des Innovationsfondsprojektes Deliver Care (Delegation und Vernetzung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen #01NVF18014) liegt nun ein Handbuch vor, das praxisnah und anschaulich einen Leitfaden für alle beteiligten Berufsgruppen darstellt. Dieses berücksichtigt die heterogenen Rahmenbedingungen in den Praxen und schlägt daher so viele Schritte wie nötig bei gleichzeitig so viel Gestaltungsspielraum wie möglich vor.

So sind sieben Schritte notwendig, die aufeinander aufbauend zur Implementierung von Delegation in der Facharztpraxis führen und diese nachhaltig sichern:

1. Arzt und RFA entscheiden sich für Delegation/RFA-Visite

Zunächst wird eine Grundlage für die Delegation geschaffen. Der Arzt bespricht mit der RFA, welche Aufgaben delegiert werden sollen und auf dieser Grundlage kann die RFA eine Entscheidung treffen.

2. Arzt bespricht mit der RFA, was mit der Delegation erreicht werden soll

Warum soll delegiert werden? Welche Ziele werden damit im Rahmen der Praxisphilosophie verfolgt? Dies sind einige der Fragen, die in diesem Schritt besprochen werden und helfen, eine gemeinsame Zielvorstellung als Basis für das weitere Vorgehen zu entwickeln.

3. RFA hospitiert beim Arzt

Durch Hospitationen in der ärztlichen Sprechstunde lernt die RFA die Umsetzung des bisher Erfahrenen kennen und kann sich ein realistisches Bild davon machen, wie es in praktisches Verhalten umgesetzt wird.

4. RFA erarbeitet Umsetzungsideen

Die RFA erarbeitet nun standardisierte Ablaufpläne für die RFA-Visite mit dem Ziel, das Verständnis für die Aufgaben und Ziele zu vertiefen.

5. RFA stimmt diese mit dem Arzt ab, ggf. Anpassung/Überarbeitung

Dieser Schritt schafft Klarheit und Sicherheit sowohl für die RFA als auch für den Arzt. Beide können wahrnehmen, ob das Bisherige richtig verstanden wurde und das gegenseitige Vertrauen wird dadurch gestärkt.

6. RFA startet mit Delegationsaufgaben/RFA-Visite

Nun beginnt die Umsetzung des bisher abgestimmten Vorgehens: Die sammelt erste Erfahrungen mit der Übernahme ärztlicher Aufgaben.

7. Arzt und RFA reflektieren gemeinsam und passen das Vorgehen ggf. an

Offene Fragen und Missverständnisse können geklärt werden und insgesamt wird das Vorgehen gemeinsam reflektiert und bei Bedarf angepasst.

Das Vorgehen ist geprägt von einem wertschätzenden Miteinander zwischen Arzt und RFA sowie dem gesamten Praxis-
team. Die RFA kann bei Bedarf nachfragen und gewinnt durch den stimmigen Aufbau der Verantwortungsübernahme Sicherheit. Im Zusammenhang mit Delegation wird auch von teambasierter Versorgung gesprochen, die immer einen Austausch zwischen allen Beteiligten voraussetzt.

Der vorliegende Leitfaden schließt damit die bisher bestehende Lücke und vermittelt die notwendigen Arbeitsschritte von der ersten Idee, mit Delegation arbeiten zu wollen, bis zur Umsetzung einschließlich des Evaluationsschrittes, bei dem die Frage nach der Verbesserung im Mittelpunkt steht. Praktische Tipps und übersichtliche Zusammenfassungen runden die Darstellung ab. Neben dem bekannten Ziel der Sichererstellung der Versorgung ist es abschließend wichtig, hervorzuheben:

  • Delegation für RFAs stellt nicht nur eine Veränderung des Aufgabenfeldes, sondern auch eine Personalentwicklung dar.
  • Sie bietet eine große Chance für diese Berufsgruppe, sich weiterzuentwickeln, Verantwortung zu übernehmen und mit einer neuen Rolle im Team zu einer optimalen Patientenversorgung und einem sinnvollen Ressourceneinsatz beizutragen. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass dies ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor ist.

Autoren: Dr. Kirsten Hoeper (1), Dr. Maike Kriependorf (2), Prof. Dr. Klaus Krüger (3), Dr. Florian Schuch (4), Patricia Steffens-Korbanka (5)

Hinweis: Institutionen, in denen mindestens ein Mitglied des BDRh tätig ist, erhalten ein Exemplar des Leitfadens vom BDRh zugeschickt. Weitere Exemplare können bei der Geschäftsstelle des BDRh angefordert werden; eine entsprechende Information finden Sie auf der Internetseite www.bdrh.de. Bei Bestellungen kann eine Schutzgebühr in Höhe von 5,- EUR (inkl. USt.) pro Exemplar erhoben werden.

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