BDRh

Rheumatologie begeistert – die Nachwuchsförderung des BDRh

Wie seit längerem bekannt und schon des Öfteren berichtet, wird der Bedarf an (ambulanter) rheumatologischer Versorgung in Deutschland nach wie vor nicht ausreichend gedeckt. (1, 2, 3) Zudem wird sich die Versorgungslage in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen, da ein relevanter Anteil an Rheumatologinnen und Reumatologen in Rente gehen wird und immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit arbeiten möchten.

Im Jahr 2022 waren laut Bundesärztekammer 30 % aller ärztlich tätigen Rheumatologinnen und Rheumatologen 60 Jahre oder älter. (4, 5) Angesichts der wachsenden Prävalenz rheumatischer Erkrankungen und der Altersverteilung der Rheumatologinnen und Rheumatologen ist ohne ein gezieltes Gegensteuern mit einer Verschlechterung der rheumatologischen Versorgungslage in Deutschland zu rechnen. Es bedarf folglich eines guten Nachwuchsmanagements. (6)

Um die rheumatologische Versorgung langfristig zu sichern und junge Ärztinnen und Ärzte für die Rheumatologie zu begeistern, laufen inzwischen einige vielversprechende Initiativen. Das Bündnis für Rheumatologie – bestehend aus der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), dem Verband Rheumatologischer Akutkliniken (VRA) und dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) – hat im Jahr 2020 eine öffentlichkeitswirksame Kampagne gestartet, um die Rheumatologie unter Medizinstudierenden bekannter zu machen (www.rheuma2025.de). Zudem bietet der BDRh seit 2021 ein Famulaturprogramm an, um Studierenden den Einblick in den ambulanten rheumatologischen Alltag zu gewähren.

Dieses Jahr wurde vom BDRh ein weiteres Angebot ins Leben gerufen, um junge Rheumatologinnen und Rheumatologen bei ihrem Weg in die Niederlassung zu unterstützen. Eine Studie aus dem Jahr 2020 legt nahe, dass „ein standardisierter und optimierter Niederlassungsprozess mit verbesserter Übersicht und einem kollegialen Ansprechpartner […] die Entscheidung für die Niederlassung und die Durchführung erleichtern [kann]“. (7) Wie eine Befragung von Assistenzärztinnen und -ärzten rheumatologischer Weiterbildungsstätten in Deutschland aus dem Jahr 2018 zeigt, gelten unter anderem das wirtschaftliche Risiko und die eigene Zuständigkeit für die Abrechnung als Nachteile für eine Niederlassung. Als attraktive Vorteile werden die Selbstständigkeit, die Flexibilität und die Eigenverantwortlichkeit genannt. (8) In Anbetracht der Versorgungslage sollten die positiven Aspekte einer Niederlassung nicht nur besser kommuniziert, sondern auch der Niederlassungsprozess vereinfacht werden.

Folglich erarbeitet der BDRh zusammen mit der BDRh Service GmbH zurzeit ein modulares Angebot, um junge Rheumatologinnen und Rheumatologen zum Schritt in die Niederlassung zu ermutigen und ihnen unterstützend zur Seite zu stehen. Dabei liegt der Fokus auf der Erleichterung des Niederlassungsprozesses durch die Vermittlung von Fachwissen und die Bereitstellung von Informationsmaterialien sowie auf der Vernetzung mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Aktuell wird eine eigene Homepage (www.rheumatologie-begeistert.de) erarbeitet, um wichtige Informationen und Handlungshilfen zu relevanten Themen wie beispielsweise Formen der Berufsausübung, Zulassungsantrag, Versorgungsumfang, Praxisorganisation und Personal zur Verfügung zu stellen oder auf relevante Partnerseiten zu verlinken.

Des Weiteren sind regelmäßige Veranstaltungen online sowie in Präsenz zu Themen rund um die Niederlassung geplant (siehe Seite 25 und 26). Ein weiterer wichtiger Baustein im Rahmen der Niederlassungsförderung ist das Mentoringprogramm, in dem interessierte Niederlassungswillige in einer Praxis hospitieren und von dem Wissen erfahrener Mentorinnen und Mentoren profitieren können (siehe Seite 24).

Damit wir das modulare Angebot zielgerichtet an Ihren Bedarf anpassen können, brauchen wir Ihre Hilfe.

Daher planen wir zurzeit eine Bedarfsanalyse, worin Sie Ihre Erfahrungen, Herausforderungen und gewünschte Unterstützung im Prozess der Niederlassung mit uns teilen können! Das Ganze soll im Rahmen einer qualitativen Erhebung in Einzelinterviews (ca. 30-60 Minuten) stattfinden. Die Erhebung richtet sich an alle kürzlich niedergelassenen Rheumatologinnen und Rheumatologen oder an diejenigen, welche mit dem Gedanken spielen sich niederzulassen. Alle Angaben werden pseudonymisiert gespeichert und vertraulich behandelt, sodass Rückschlüsse auf einzelne Einrichtungen oder Personen nicht möglichsind.  

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an den Interviews teilnehmen und bedanken uns für Ihre Unterstützung! Bei Interesse einfach eine E-Mail an kontakt(at)bdrh-service.de senden.

 Wenn Sie als Mentorin oder Mentor Ihre Erfahrungen an junge Kolleginnen und Kollegen weitergeben möchten, können Sie sich gerne hier anmelden: https://www.bdrh-service.de/mentoring_anmeldung/

Wir hoffen, dass unsere Bemühungen zur Stabilisierung der rheumatologischen Versorgung beitragen können und freuen uns sowohl über Ihre Unterstützung als auch Ihre Anregungen!               

Silke Zinke
1. Vorsitzende des BDRh

Laura Bredow
BDRh Service GmbH

Weiterführende Links:
www.rheumatologie-begeistert.de
www.rheuma2025.de


Literatur:

  1. Edelmann E, Schuch F. Rheumatologie in der Praxis: Gestern – heute – morgen. Z Rheumatol 2021; 80(9): 801–818
  2. Kuhlmann E, Bruns L, Hoeper K et al., Fachkräfteentwicklung in der Rheumatologie. Z Rheumatol 2022; 81(9): 717–729
  3. Fiehn C, Baraliakos X, Edelmann E et al., Aktueller Stand, Ziele und Qualitätsstandards der ambulanten Versorgung in der Rheumatologie: Positionspapier des Berufsverbandes der deutschen Rheumatologen (BDRh). Z Rheumatol 2020; 79(8): 770–779
  4. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE). Bei den Ärztekammern registrierte Ärztinnen und Ärzte mit Gebiets- und Facharztbezeichnung (2023). www.gbe-bund.de/gbe/pkg_olap_tables.prc_reset_ind (zuletzt abgerufen am 20.09.2023)
  5. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE). Bei den Ärztekammern registrierte Ärztinnen und Ärzte mit Schwerpunktbezeichnung (2023). www.gbe-bund.de/gbe/pkg_olap_tables.prc_reset_ind (zuletzt abgerufen am 20.09.2023)
  6. Muth T, Sollacher A, Froschauer S, Bredow, L. Abschätzung der ambulanten Versorgungskapazitäten der internistischen Rheumatologie. Arthritis + Rheuma 2023; 43(01): 14-22
  7. Zwierlein R, Portenhauser F, Flägel K, Steinhäuser J. Determinanten der Niederlassung als Allgemeinmediziner – eine qualitative Studie. Gesundheitswesen 2020; 82(06): 527–533
  8. Pfeil A, Baerwald CGO, Sieburg M et al., Rheumatologin/Rheumatologe in spe: Wie geht es weiter? Z Rheumatol 2020; 79(2): 168–174