ENTZÜNDLICHE ARTHRITIDEN UND KREBSVORGESCHICHTE

EULAR Points to consider zum Einsatz von b/tsDMARDs

Bei Patienten mit entzündlichen Arthritiden (EA) und früherer Krebserkrankung stellt sich oft die Frage nach dem richtigen Vorgehen bei der Verordnung von b/tsDMARDs, um keine neuen Malignitäten zu provozieren. Empfehlungen zur Nutzen/Risiko-Balance bei der Initiierung oder Re-Initiierung von b/tsDMARDs, formulierte nun eine 25-köpfige EULAR Task Force mit zwei Patientenvertretern, die stellvertretend Jacques E. Gottenberg, Straßburg (Frankreich), in Mailand präsentierte.   

Gemäß den EULAR SOPs wurden basierend auf mehreren Meetings und einem systematischen Literaturreview zu diesem Themenkomplex fünf „Overarching Principles“ und acht „Points to consider“ (PtCs) mit Relevanz für die Initiierung von zielgerichteten Therapien bei EA-Patienten mit einer anamnestischen Krebserkrankung verabschiedet. Ohne zu tief in die Details zu gehen, wird die Notwendigkeit betont, das individuelle Risiko für eine erneute Krebserkrankung auf Basis der Charakteristika der Patienten, des Tumors und der zugrunde liegenden EA zu bewerten, Onkologen/Hämatologen einzubeziehen, und die Therapie auf der Grundlage einer „shared decision“ zwischen Rheumatologen und Patienten festzulegen. Es wird die Möglichkeit postuliert, ohne Verzögerung eine geeignete zielgerichtete Therapie für EA bei Patienten mit Remission ihrer Tumorerkrankung zu initiieren, wobei Anti-Zytokin-bDMARDs bei Patienten mit soliden Tumoren in der Anamnese sowie B-Zell-gerichtete Therapien bei Patienten mit früheren Lymphomen präferiert werden sollten.      

Es wird vorgeschlagen, Januskinase (JAK)-Inhibitoren und Abatacept nur mit Vorsicht und nur bei Fehlen therapeutischer Alternativen einzusetzen; dies basierend zum einen auf dem Anstieg der Krebsinzidenz bei Patienten ohne Tumoranamnese unter Tofacitinib im Vergleich zu TNFα-Inhibitoren in der randomisierten, klinischen ORAL Surveillance-Studie, und zum anderen auf Basis eines geringfügigen, aber signifikanten Anstiegs des Risikos unter Abatacept gegenüber anderen bDMARDs in einigen Beobachtungsstudien. Die Wissenslücken jenseits der TNFα-Inhibitoren sind noch erheblich, aber die formulierten PtCs bieten immerhin einen ersten Leitfaden zum Management dieser Patientenpopulation.

Quelle: Ann Rheum Dis 2023; 83 (Suppl 1): 29 (OP0045)