RHEMIT

Einmalige IT-Innovation in der Rheumatologie!

PD Dr. Martin Feuchtenberger

PD Dr. Martin Feuchtenberger

Im Rahmen des BDRh-Kongresses gab es auf einer der Sitzungen unter anderem ein Update zur Dokumentationsplattform RheMIT, die – so das Ergebnis einer spontanen Befragung vor Ort – in den rheumatologischen Praxen noch längst nicht so verbreitet eingesetzt wird, wie man es sich wünschen würde. In einem Gespräch blickt PD Dr. Martin Feuchtenberger, Burghausen, auf die Anfänge von RheMIT zurück, beschreibt dessen aktuelle und zukünftige Möglichkeiten und liefert gute Argumente, möglichst bald diese Plattform in den Praxisalltag zu integrieren.


Herr Dr. Feuchtenberger, können Sie in kurzen Worten die Entstehungsgeschichte von RheMIT schildern?

Die Idee einer eigenen Software für die Rheumatologie in Deutschland ist schon sehr alt. Wenn man so will, wurde diese schon damals visionäre Idee bereits mit RheumaDok* geboren und über Jahrzehnte hinweg in der klinischen Routine eingesetzt. RheumaDok konnte aber aus technischen und regulatorischen Gründen nicht weiterentwickelt und an die Erfordernisse der Zeit angepasst werden, weshalb federführend der BDRh sich 2018 auf die Suche nach einer Alternative gemacht hat. Den Zuschlag nach einem mehrstufigen Auswahlprozess erhielt Herr M. Schumann von itc-ms mit der Software EMIL, die bereits seit 2000 in der klinischen Routine, u. a. in der Diabetologie und Rheumatologie, im Einsatz war. Seitdem arbeiten BDRh, DGRh, DRFZ und zuletzt auch der VRA an unserer gemeinsamen IT-Plattform RheMIT. Der Quellcode von RheMIT ist dabei im Besitz des BDRh.


RheMIT wird allgemein als „Dokumentationsprogramm“ bezeichnet. Ist diese Bezeichnung nicht eine unzureichende Beschreibung dessen, was RheMIT eigentlich kann und wozu es noch fähig ist?

Primäres Ziel war tatsächlich analog zu RheumaDok die Unterstützung der Dokumentation und einer leitliniengerechten Versorgung. Die Errechnung von Scores erfolgt dabei unter Einbindung von RheCORD Dok MPG-konform.

Um Doppeldokumentationen konsequent zu vermeiden, besitzt RheMIT Schnittstellen zu den gängigen Praxisverwaltungssystemen, Patienten-Apps, Wartezimmer-Tablets, Labor und Abrechnung im Rahmen der Selektivverträge. Ferner besteht eine Anbindung an die Kerndokumentation des DRFZ. Perspektivisch wollen wir auch die RABBIT-Register anbinden. Kurzum: IT-Plattform in der Rheumatologie durch Vernetzung/Schnittstellen, lokal, aber auch national.

Mit dem RheMIT Plus-Modul wird aus RheMIT eine komplette IT zur Abwicklung der gesamten ambulanten Routine, angefangen von Dokumentgenerierung (Einwilligungen, Medikationsplan etc.), Arztbriefschreibung einschließlich Anbindung an die TI (KIM Versand/Empfang), Datenbankabfrage, Bilddokumentation und kabelloser Ablage in der Patientenakte in RheMIT, Scan-Ablage von Papierbefunden, Steuerung von Praxisabläufen, Homeoffice etc. In unserer Einrichtung läuft de facto „alles“ über RheMIT Plus, mit Ausnahme der KV-Abrechnung und Rezepterstellung.


Hilft RheMIT dem Praxisinhaber am Quartalsende abzurechnen?

Wir wünschen uns alle die Abrechnungsoption gegenüber der KV in RheMIT, klar. Aber auch hier sehen wir uns erneut – wie auch bei vielen anderen Funktionen zuvor – mit einer überbordenden Regulierung und Bürokratie in Deutschland konfrontiert. Ich will hier realistisch sein, die Abrechnungsoption wird noch Jahre auf sich warten lassen.

Aber: Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass durch RheMIT Plus an unzähligen Stellen tausendfach im Alltag Zeit gespart wird und damit die Produktivität und Wirtschaftlichkeit, aber auch die Zufriedenheit von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesteigert werden konnte. Wir können uns ein Arbeiten in unserem MVZ ohne RheMIT Plus nicht mehr vorstellen.


Welchen Vorteil hat RheMIT für den Patienten?

Die Anbindung von Patienten-Apps oder -Tablets (Wartezimmer) an RheMIT ermöglicht eine effiziente und zeitgemäße Übermittlung von Patientendaten und PROs in die RheMIT-Akte. Und natürlich profitiert der Patient an sich von einer leitliniengerechten Versorgung und Dokumentation. Wenn Sie so wollen, gewinnt der Patient auch durch eine zeitnahe Übermittlung der Befunde, z. B. aufgrund der automatisierten Arztbriefgenerierung.

Entscheidend ist aber folgender Punkt: Jede durch Wegfall ineffizienter Prozesse gewonnene Minute in der Praxis/Ambulanz kann in die Versorgung der Patienten investiert werden. Dies steigert – auch in der Wahrnehmung der Patienten – die Versorgungsqualität und Patientenzufriedenheit!


Welches Potenzial „schlummert“ noch in RheMIT?

Wir sind in Deutschland noch weit weg davon, in der Breite das bereits verfügbare, volle Potenzial von RheMIT oder RheMIT Plus auszunutzen. Es geht – glaube ich - im Moment gar nicht darum, noch mehr Funktionen zu entwickeln (von der Abrechnungsoption einmal abgesehen). Wir müssen vielmehr RheMIT in der Breite an den Start bekommen. Dann wird es zum Selbstläufer werden. Zukünftig angestrebte Funktionen werden neben der Abrechnung die Anbindung an die elektronische Patientenakte der TI sein.


Lässt sich RheMIT künftig mit einem Praxissoftwareprogramm koppeln oder kann es ein solches so integrieren, dass RheMIT umfassend eine Praxissoftware darstellt, die u. a. eine Abrechnung zulässt?

Das ist im Moment tatsächlich die Idee: ein gekoppeltes Abrechnungsmodul. Den Rest der Praxisroutine können Sie aber schon jetzt über RheMIT Plus abdecken.


Vereinzelt wird gesagt, RheMIT brauche ich nicht und RheMIT lässt sich schwer installieren?

Letztlich braucht RheMIT bzw. RheMIT Plus jeder, der mit RheumaDok gearbeitet hat und/oder eine qualitätsorientierte, MPG-konforme, zeitgemäße und wirtschaftliche Führung der Praxis bzw. Ambulanz anstrebt. Es geht doch perspektivisch auch darum, die Praxis z. B. für einen Nachfolger attraktiv zu machen oder – anders formuliert – nicht abgehängt zu werden. Die IT-Infrastruktur bzw. der Datenbestand wird zukünftig ganz wesentlich den Wert einer Praxis bestimmen.

Und auch die Installation ist nicht schwerer als die eines jeden anderen Praxisverwaltungssystems. Hier muss u. U. die lokale IT neben itc-ms eingebunden werden. Auch der BDRh bietet hier zahlreiche Unterstützungsangebote. Ich denke bei solchen Einwänden oft an das Zitat: „Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.“

Herr Dr. Feuchtenberger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!


*Anm. der Red.: Das Projekt RheumaDok – Computergestützte Dokumentation in der rheumatologischen Praxis wurde im Jahr 2003 von dem Erlanger Rheumatologen Dr. Rüdiger de la Camp initiiert und dann im Auftrag des BDRh unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Dr. Edmund Edelmann umgesetzt. Die Realisierung übernahm die Nils Körber und Joachim Elgas G.b.R..