FACHVERBAND RHEUMATOLOGISCHE FACHASSISTENZ

Ein Rückblick auf das 22. Fortbildungstreffen beim DGRh in Leipzig

Die 2-tätige Fortbildungsveranstaltung der rheumatologischen Studien- und Fachassistentinnen fand im Rahmen des DGRh-Kongresses vom 30.-31. August im Congress Center Leipzig statt. Die Größe des Tagungsraum ermöglichte leider nur 100 Teilnahmeplätze, sodass viele interessierte Kolleginnen nicht die Reise nach Leipzig antreten konnten, was wir sehr bedauert haben. Mit diesem Artikel gewähren wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Themen, zu denen referiert und diskutiert wurde.

Das Programm für die RFAs war sehr vielseitig und praxisnah, mit einem Blick über den Tellerrand zu anderen Fachgebieten. Es beinhaltete Aktuelles aus der Rheumatologie, gab Einblicke in die Möglichkeiten der KI, bot eine Spurensuche zu einem Fallbeispiel mit Jo-1 Antisynthetase-Syndrom; das Thema Kommunikation rundete das Portfolio ab. Um im Nachgang das Gelernte nachhaltig zu vertiefen und Lücken aufzufüllen, wurde im Lernnetzwerk RFA DigiMed dazu ein klinisches Kapitel mit drei Themenschwerpunkten platziert. Wurde die Beantwortung aller Fragen mindestens einmal und davon dann 70 % korrekt absolviert, wurde der Lernerfolg als erfolgreicher Lernnachweis bescheinigt.

Der erste wissenschaftliche Beitrag präsentierte die S2e-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des adulten Still-Syndroms („Adult-onset Still’s disease“, AOSD), die erstmalig durch die DGRh erstellt und veröffentlicht wurden. Es handelt sich um eine seltene, polygenetische autoinflammatorische Erkrankung, die sich oftmals im jungen Erwachsenenalter, vereinzelt jenseits des 60. Lebensjahres manifestiert. Sie äußert sich insbesondere durch intermittierende Fieberschübe, Arthritiden und Fatigue. Die Inzidenz wird auf 0,16 bis 0,4 pro 100.000 und die Prävalenz auf 0,73 bis 6,77 pro 100.000 geschätzt. Das erfahrene Expertenteam gibt 13 Empfehlungen mit auf den Weg und rät zu einer interdisziplinären Betreuung. Wer nicht nur die Publikation lesen möchte und die Lern-App RFA DigiMed mit einem Premium-Code nutzt, kann das Gelernte über das klinische Kapitel „S2e-Leitlinie AOSD“ in der Bibliothek nachhaltig vertiefen und Lücken auffüllen.

Wo eben noch von Expertenteams die Rede war, kam dann die künstliche Intelligenz (KI) mit der Frage „Macht KI Ärzte und RFA in der Rheumatologie überflüssig?“ ins Spiel. KI simuliert die menschliche Intelligenzprozesse, lernt und passt sich anhand von Daten an. Sie führt dann automatisch Aufgaben autonom durch, analysiert durch eine Mustererkennung und macht Vorhersagen. Beispielhaft wurde das KI-gestützte Sprachmodell ChatGPT von OpenAI vorgestellt. Es ist in der Lage menschenähnlichen Text basierend auf Kontext, Unmengen an gespeicherten Systemdaten und vergangenen Gesprächen zu generieren. Auf die Frage „Kann ich meine rheumatoide Arthritis (RA) mit Methotrexat (MTX) behandeln?, kam zur Antwort: Ich bin kein Arzt, aber MTX wird häufig zur Therapie der RA verschrieben. Hier sind einige allgemeine Informationen zu Wirkmechanismus, Wirkung/Nebenwirkungen, Einnahme sowie Schwangerschaft und es wurde der Hinweis gegeben, dass es wichtig ist einen Rheumatologen zu konsultieren. Diese Tatsachen sind faszinierend und erschreckend zugleich. Wer trifft zukünftig Entscheidungen, die KI, der Mensch mit KI-Unterstützung oder nur der fachlich qualifizierte emotionale Mensch?

Der nächste Themenblock beinhaltete Beiträge zur Mundgesundheit, die ein Zahnarzt und zwei Dentalhygienikerinnen vermittelten. Im Fokus stand die Mundtrockenheit, Aphten und Dentalhygiene bei multimorbiden Patienten. Ausreichend Speichelfluss ist neben der konsequenten Zahnpflege mit Fluoridierung enorm wichtig für den Erhalt der eigenen Zähne und Sicherung der Mundgesundheit. Mundtrockenheit ist mit einem erhöhten Risiko für Karies, Gingivitis und Parodontitis verbunden. Regelmäßige Zahnarztkonsulationen wurde für Rheumapatienten dringend empfohlen und das nicht nur bei Erkrankungen mit Sicca-Symptomatik, wie z. B. bei Sklerodermie. Denn zumeist betreuen wir multimorbide Patienten mit chronischen Begleit- und Folgeerkrankungen. Auch die hiergegen eingenommenen Medikamente können sich negativ auswirken. Eine regelmäßige Prophylaxe, zahnärztliche Beratung und professionelle Zahnreinigung durch die Dentalhygienikerinnen verhindern klinische Folgen. Kapillarmikroskopie, Grundlagen und klinische Anwendung wurde sehr anschaulich und verständlich erläutert und kann durchaus von einer RFA erlernt und durchgeführt werden. Diese Diagnostik wurde so auch von der Ad-hoc-Kommission Delegation als vom „Arzt unterstützend/teils delegierbar“ eingestuft.

Unter die Lupe genommen wurde die „Angst vor der Farbe Gelb“, Patienten mit einer MTX-Basistherapie haben oftmals eine Aversion, schon gleich, wenn sie die gelbe Substanz im Fenster des Pens oder im Glaskörper der Spritze sehen. Die Intoleranz liegt bei 40 bis 50 %, die Patienten haben ein ausgeprägtes Ekelgefühl und Übelkeit, was nicht förderlich für die Therapieadhärenz ist. Für die Reduktion von MTX-Intoleranz wurde das psychologische Verfahren „Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)“, Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung, vorgestellt. Studiendaten zeigten, dass bei Kindern mit JIA diese Methode effektiv und mit anhaltender Wirkung über einen Zeitraum von 4 Monaten in der Behandlung ist. Mit EMDR kann womöglich die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und eine Fortsetzung der MTX-Behandlung gewährleistet werden.

Das Thema Umgang mit Sexualstörungen bei z. B. RA, wo die RFA von den Patienten zumeist zuerst im Vertrauen angesprochen wird, erklärte eine Uro- und Sexualtherapeutin und stellte das „Drei-Kreise-Modell“ des holländischen Mediziners Paul Sporken vor. Des Weiteren äußerte sie, dass sich Sexualität, Psyche und Rheuma gegenseitig beeinflussen. Ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität ist hierbei die Erhaltung oder Wiederherstellung der Sexualität. Sex verschlimmert die rheumatische Krankheit nicht, sondern es werden Hormone freigesetzt, die den Schmerz sogar reduzieren können. Ein gesundes Sexualleben fördert somit (auch) bei Rheumapatienten das allgemeine Wohlbefinden, reduziert Schmerz, Depression und Müdigkeit und stärkt das Immunsystem.

Frau Eva Ullmann ist Humortrainerin im Deutsche Institut für Humor® Leipzig und hat die Teilnehmer zum Thema „Besondere Kommunikationskompetenz, die Dosis bringt den Erfolg“ unterhalten. Unfreundliche oder ängstliche Patienten können viel Energie kosten. Deshalb kann in Gesprächen mit den Patienten der gezielte Einsatz von Humor helfen, schwierige Inhalte anzusprechen, die Vertrauensbildung und Motivation zur Gesundung positiv zu beeinflussen, Missverständnisse oder Konflikte zu klären und zu entschärfen und nicht zuletzt selbstschädigenden Widerstand aufzuheben. In ihrem Impuls-Vortrag wurden die kreativen und wertschätzenden Seiten des Humors beleuchtet und negative Konsequenzen der Vernachlässigung desselben erleb- und nachvollziehbar gemacht.

Unser Stand im RheumaHaus

Erneut war der Fachverband mit einem Stand im RheumaHaus vertreten und konnte beim Kongresspräsidentenrundgang die Aktivitäten der Berufsgruppe mit Kurzpräsentationen auf dem Messedisplay vorstellen. Auch die bebilderte Rückwand gab Auskunft zu aktuellen Projekten wie dem Kompendium „Das 1 x 1 der Rheumatologie - (nicht nur) für Rheumatologische Fachassistenz: Grundlagen und praktische Anwendung der Rheumatherapie“, welches in Kürze zur Verfügung steht.


Ulrike Erstling, 1. Vorsitzende
Patricia Steffens-Korbanka, 2. Vorsitzende
Fachverband Rheumatologische Fachassistenz e.V.
Geschäftsstelle: c/o Ulrike Erstling
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