RÜCKBLICK AUF DEN DGRH-KONGRESS 2022

Deutsche Rheumatologie trifft sich endlich wieder vor Ort

Prof. Dr. med. Andreas Krause

Prof. Dr. med. Andreas Krause

Endlich wieder als Präsenzveranstaltung, aber zusätzlich mit virtuellem Zugang, wurde im Estrel Hotel in Berlin vom 31. August bis 3. September 2021 der gemeinschaftliche 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), die 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) und 32. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) ausgetragen. Mit deutlich über 2.700 Teilnehmern – überwiegend vor Ort – kann die Tagung mit den Schwerpunkten Zukunft der rheumatologischen Versorgung, Organmanifestationen bei Rheuma, mikrobielle Ursachen rheumatischer Erkrankungen und Stellenwert neuer Biologika als Erfolg für die deutsche Rheumatologie verbucht werden.

Immer noch präsent war und ist das Thema COVID-19, was auch in der ersten Plenarsitzung mit einem spannenden Vortrag von Leif Erik Sander zu variantenangepassten Impfstoffen zu sehen war. Eine Plenarsitzung befasste sich mit neuen Therapiekonzepten bei rheumatoider Arthritis (RA), axialer Spondyloarthritis (SpA) und Psoriasis-Arthritis (PsA). Diskutiert wurde erneut die Rolle der JAK-Inhibitoren im Lichte der neuen EULAR-Leitlinie zur RA. Bei RA könnte perspektivisch mit Olokizumab ein IL-6-Inhibitor das Therapiespektrum bereichern, sowohl bei PsA als auch axialer SpA steht der duale IL-17A/F-Inhibitor Bimekizumab vor der Zulassung.

Viel Neues gab es auch zu den Kollagenosen, wo Voclosporin unmittelbar vor der Zulassung bei Lupusnephritis (LN) steht. Generell wird bei LN, aber auch anderen rheumatischen Erkrankungen mit Nierenbeteiligung der Einsatz von SGLT2-Inhibitoren diskutiert. Bei therapierefraktärem SLE verdichtet sich die Hoffnung, bei schweren Fällen mit einer CAR-T-Zelltherapie längerfristig eine Remission zu erreichen. Beim Sjögren-Syndrom werden verschiedene neue Therapieansätze erprobt, bei der systemischen Sklerose (SSc) könnte Rituximab effektiv sein, bei SSc-ILD womöglich auch Tocilizumab. Schwierig bleibt die Therapie der Myositiden, vor allem der MDA5-ILD; hier könnte in therapierefraktären Fällen Daratumumab eine Option sein. Im Hinblick auf die Vaskulitiden wurden die neuen ACR/EULAR-Klassifikationskriterien sowie aktuelle Aspekte der Bildgebung besprochen. Bei Riesenzellarteriitis könnten Upadacitinib, Secukinumab und Mavrilimumab künftig interessant werden. Zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden wurden neue EULAR-Empfehlungen präsentiert mit einer deutlichen Aufwertung von Rituximab und der Neueinführung von Avacopan (bei GPA/MPA) sowie Mepolizumab (bei EGPA).

Ein weiteres Highlight war die Leitlinien-Session, auf der die ersten DGRh-Empfehlungen zur AOSD vorgestellt wurden. Noch nicht spruchreif ist die neue DVO-Leitlinie zur Osteoporose, klar ist aber schon jetzt, dass bei hohem Frakturrisiko zunächst osteoanabole Therapien, also Teriparatid oder Romosozumab, zum Zug kommen sollen. Spannend war die „Big debate“ „RheumatogInnen tragen Verantwortung für Komorbiditäten vs. können keine Alleskönner sein“. Zu den Hot topics zälten unter anderem die interstitiellen Lungenerkrankungen und deren Diagnostik, Luftverschmutzung bzw. Feinstaub als Trigger für Rheumaerkrankungen, Immundefizienz und Autoimmunität, Konzepte der rheumatologischen Frühversorgung, im Bereich der pädiatrischen Rheumatologie die JIA-assoziierte Uveitis und Erkenntnisse aus der PRO-KIND-Studie sowie diverse Aspekte aus der orthopädischen Rheumatologie. Die ganz große Frage über Allem: Wie bringt man mehr Nachwuchs in die Rheumatologie! Den krönenden Abschluss einschließlich der Preisverleihungen bot am Samstag die Plenarsitzung „Pharmakotherapie unter erschwerten Bedingungen“.

Auf ein Wiedersehen bei der nächsten DGRh-Jahrestagung vom 30. August - 2. September 2023 in Leipzig!

Prof. Dr. med. Andreas Krause
Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Rheumatologie e.V.
Immanuel Krankenhaus Berlin
Königstr. 63, 14109 Berlin