BILDGEBUNG IN DER RHEUMATOLOGIE

Aktuelle Erkenntnisse von der EULAR-Jahrestagung 2023

Prof. Dr. Herbert Kellner

Prof. Dr. Herbert Kellner

Der diesjährige EULAR-Kongress fand in Präsenz in Mailand statt. Auch in diesem Jahr wurden interessante Beiträge zur Thema Bildgebung vorgestellt und diskutiert. Im Abstractband finden sich unter dem Suchbegriff „imaging“ 474 Einzelbeiträge bei mehr als 4.000 eingereichten Abstracts, von denen hier eine Auswahl praxisrelevanter Arbeiten vorgestellt werden soll.

Britische Rheumatologen untersuchten in einer größeren Studie bei 311 Patienten mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) aus 34 Zentren den Einfluss der Einnahme von NSAR auf das Ergebnis konsekutiver MRT-Untersuchungen. Sie konnten zeigen, dass bei immerhin etwa einem von vier untersuchten axSpA-Patienten durch die vorherige Einnahme von NSAR keine entzündlichen Veränderungen mehr nachweisbar waren. Die Autoren schlussfolgern, dass vor einer MRT-Untersuchung NSAR möglichst pausiert werden sollten, um das MRT-Untersuchungsergebnis nicht zu verfälschen. (1)

Eine dänische Arbeitsgruppe ging in einer randomisierten, kontrollierten Multicenterstudie der Fragestellung nach, ob durch vorheriges E-Learning die sich daran anschließende praktische Durchführung der Gelenksonografie bei in der Ausbildung zur muskuloskelettalen Sonografie (MSUS) befindlichen Trainees verbessern lassen würde. In der Studie konnte gezeigt werden, dass E-Learning keinen wesentlichen Einfluss auf das Erlernen der praktischen Fähigkeiten zur Durchführung einer MSUS besitzt. Insbesondere die praktischen Übungen unter Überwachung erfahrener Sonografeure erleichtern demnach das Erlernen des MSUS. (2)

Marokkanische Experten gingen der Frage nach, wie häufig bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) eine pulmonale Manifestation vorliegt und falls ja, welche morphologische Ausprägungen diese aufweist. Retrospektiv wurden Untersuchungsergebnisse von 148 Patienten mit lange bestehender RA untersucht, bei denen zwischen 2018 und 2022 eine HRCT durchgeführt wurde. Bei 60,8 % der Patienten fanden sich Auffälligkeiten im HRCT – und damit deutlich häufiger als in den Röntgen-Thorax-Aufnahmen (27,7 %). Morphologische Auffälligkeiten fanden sich den bei RA-Patienten mit langem Krankheitsverlauf auch ohne Auffälligkeiten im Röntgen-Thorax oder in Lungenfunktionstests. Die Autoren schlussfolgern, dass bei RA-Patienten frühzeitig mittels HRCT nach pulmonalen Manifestationen gesucht werden sollte. (3)

Eine Bielefelder Arbeitsgruppe untersuchte in ihrer monozentrische Studie, ob es über einen Zeitraum von fast 8 Jahren zu einer Veränderung in der Diagnostik der Riesenzellarteriitis (RZA) an ihrem Zentrum gekommen ist. Insgesamt wurde retrospektiv die Diagnosestellung vergleichend mittels Farbduplexsonographie (FKDS) oder Temporalarterienbiopsie (TAB) bei 110 Patienten ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Anzahl der durch TAB diagnostizierten Patienten mit RZA über den untersuchten Zeitraum der Jahre 2014 bis 2022 hinweg deutlich rückläufig war. In der letzten Phase des Untersuchungszeitraums (2020 bis 2022) wurde bei 29 von 36 Patienten (80,6 %) die Diagnose RZA ausschließlich aufgrund des FKDS-Befundes gestellt (ohne konsekutive TAB).

Die Autoren schlussfolgern, dass die TAB in Zukunft nur noch bei Patienten mit hohem V. a. eine RZA und unklaren Ergebnissen der FKDS benötigt wird. Die steigende Anzahl der nur sonografisch gestellten RZA-Diagnosen wird auf eine zunehmende Erfahrung und Sicherheit der Rheumatologen mit dem FKDS bei der Diagnose der RZA zurückgeführt. (4)

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und Gastroenterologie
und Ärztlicher Leiter der Abteilung Rheumatologie
Romanstr. 9
80639 München

Quellen: 1 Jones G et al., Ann Rheum Dis 2023; 82 (Suppl 1): 629 (POS0690) | 2 Carstensen SMD et al., Ann Rheum Dis 2023; 82 (Suppl 1): 872 (POS1095) | 3 Tahir K et al., Ann Rheum Dis 2023; 82 (Suppl 1): 1348 (AB0331) | 4 Röchte MH et al., Ann Rheum Dis 2023; 82 (Suppl 1): 1579 (AB0746)