KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Wie ChatGPT-4 bei der Patienteninformation punktet

Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei, Einzug in die Medizin zu halten. Damit verändert sich auch der Praxisalltag – für Behandelnde und Patienten. In der Bildgebung etwa werden bereits heute KI-basierte Analysetools eingesetzt. Doch auch auf dem sensiblen Gebiet der Patienteninformation hat KI das Potenzial, Ärzte zu entlasten. Dies ist ein Ergebnis der ChatSLE-Studie von Forschenden aus Hamburg und Marburg, die in Lancet Rheumatology veröffentlicht wurde. Angesichts des Fachärztemangels, der in der Rheumatologie besonders gravierend ist, könnte hierin langfristig eine Chance zur Verbesserung der Patientenversorgung liegen, so die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh).

Für den systemischen Lupus erythematodes (SLE) hat der Verband Lupus Europe eine Website ins Leben gerufen (lupus100.org), die in 14 Sprachen Antworten auf die 100 häufigsten Patientenfragen gibt. Zu diesen zählen z. B. Fragen zur Behandlung oder wie man mit SLE besser leben kann. Diesen Fragenkatalog haben die Forschenden nun für die ChatSLE-Studie übernommen. Sie ließen die Fragen von ChatGPT-4, ein Large Language-Modell basierend auf riesigen Datensätzen, die mittels neuronaler Netze für Aufgaben wie Textverständnis, -Generierung und -Bearbeitung eingesetzt werden können, beantworten und verglichen sie mit Antworten der Experten von Lupus Europe. „Bei der verblindeten Evaluation erreichten die KI-generierten Antworten höhere Qualitätswerte als die der Rheumatologen der Website“, so Studienleiterin Dr. Isabell Haase, Hamburg, Sprecherin der AG Junge Rheumatologie (rheumadocs) der DGRh. Auch im Hinblick darauf, wie empathisch die Antworten wirkten, lag ChatGPT mit den Experten-Statements gleichauf.

Eine einfühlsame Kommunikation ist die Basis für ein gutes, vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis. In der Studie zeigte sich, dass längere Texte tendenziell als empathischer empfunden wurden – auch hier konnte ChatGPT punkten. „In der ärztlichen Sprechstunde fehlt dagegen oft die Zeit für ausführliche Gespräche“, so Dr. Martin Krusche, Hamburg, Mitglied der Kommission Digitale Rheumatologie der DGRh und Co-Autor der Studie. Ein Rückgriff auf detaillierte, von ChatGPT generierte Texte, die lediglich adaptiert – und sehr selten korrigiert – werden müssten, könnte angesichts des Fachärztemangels hilfreich sein.

Literatur: Haase I et al., Lancet Rheumatol 2024; 6(4): e196-e199

Quelle: Pressemitteilung DGRh, 22. April 2024