AXIALE SPONDYLOARTHRITIS

Update zur JAK-Inhibition und vieles mehr

Wie schon auf den Kongressen der Vorjahre stand die axiale Spondyloarthritis (axSpA) etwas im Schatten der Psoriasis-Arthritis (PsA). Dennoch gab es interessante Daten, so etwa überaus positive 1-Jahres-Ergebnisse aus der Phase-II/III-Studie zum präferenziellen Januskinase-1-Inhibitor (JAK1i) Upadacitinib. Auch zu Filgotinib gab es weitere Phase-II-Daten, die doch noch auf eine Weiterentwicklung in Phase-III hoffen lassen. Eine französische Studie zeigt, dass ein progressives Spacing der Injektionsintervalle von TNFα-Inhibitoren (TNFi) möglich ist und eine neue Analyse der deutschen GESPIC-Kohorte erhärtet die Evidenz dafür, dass eine langfristige Anti-TNF-Therapie die radiologische Progression vermindert.

Upadacitinib und Filgotinib im Fokus

Zunächst zu den von Atul Deodhar, Portland (USA), vorgestellten Ergebnissen einer Langzeitextension der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II/III-Studie SELECT-AXIS 1, auf deren Basis Upadacitinib die Zulassung für ankylosierende Spondylitis (AS; r-axSpA) erhalten hatte.

Bei 187 Biologika-naiven Patienten mit aktiver AS (BASDAI ≥4, Rückenschmerzen, NRS ≥4) und Versagen auf ≤2 NSAR hatte sich Upadacitinib 15 mg/Tag nach 14 Wochen Placebo signifikant überlegen gezeigt. In einer 90-wöchigen Open-label-Langzeitextension (OLE) erhielten die Patienten entweder weiter Upadacitinib 15 mg oder wurden von Placebo darauf umgestellt. Bis Woche 64 blieben 160 von 178 Patienten in der OLE. Bei kontinuierlicher Upadacitinib-Einnahme stieg die Wirksamkeit im ASAS40-Ansprechen noch weiter an auf 85 % (as observed) bzw. 72 % (Non-Responder Imputation, NRI). Ein ähnlich hohes ASAS40-Ansprechen wurden in Woche 64 mit 81 bzw. 70 % bei den später auf Upadacitinib umgestellten Patienten erzielt. Ein vergleichbares Bild zeigte sich auch für andere Endpunkte (ASAS partielle Remission, BASDAI50, ASDAS und BASFI). Die Verträglichkeit (4x leichter Herpes Zoster) war gut, es wurden z. B. keine schwere Infektionen, venöse Thromboembolien, gastrointestinale Perforationen, schwere kardiovaskulären Ereignisse oder Todesfälle berichtet. (1)

Nach derzeitigem Stand soll der JAK1i Filgotinib bei AS (und auch PsA) nicht in Phase-III weiterverfolgt werden – eine Entscheidung, die hoffentlich revidiert wird. So ergab eine von Xenofon Baraliakos, Herne, vorgestellte Post-hoc-Analyse der randomisierten, doppelblinden,  placebokontrollierten Phase-II-Studie TORTUGA, in der dessen Effekte auf die MRT-Inflammation (nach dem Canada-Denmark MRI Scoring System of the Spine, CANDEN-Score) untersucht wurden, spektakuläre Ergebnisse.

Bei der Auswertung von 88 Patienten zeigte sich nach nur 12 Wochen eine Reduktion der Entzündungsaktivität an der Wirbelsäule unter Filgotinib 200 mg/Tag gegenüber Placebo (p=0,0003). Ausgeprägte Vorteile zeigten sich auch in den MRT-Subscores für die posterioren Bereiche, der Facettengelenke und Wirbelkörper. Wie erwartet gab es zu diesem frühen Zeitpunkt keine Veränderungen bei Erosionen und Ankylose, im Trend war eine Zunahme von Fettläsionen erkennbar. Dies ist die erste kontrollierte Studie mit solch einem Nachweis, der aber noch in größeren Studien bestätigt werden muss. (2)

Neuigkeiten zur TNFα-Inhibition

Bereits die C-OPTIMISE-Studie zu Certolizumab Pegeol hatte gezeigt, dass bei axSpA-Patienten in Remission ein Spacing mit Verdopplung des Injektionsintervalls möglich ist, ohne vermehrte Krankheitsschübe zu riskieren.

Bestätigt wird dies nun durch eine von Cédric Lukas, Montpellier (Frankreich), vorgestellte Non-Inferioritäts-Studie, in der nach 12 Monaten bei 398 axSpA-Patienten mit unter einem TNFi stabil niedriger Krankheitsaktivität (LDA = BASDAI <4; im Mittel 1,5) eine Fortführung der TNFi-Therapie (meistens Etanercept, Adalimumab und Infliximab) mit einem progressiven Spacing verglichen wurde. Im Monat 12 erreichten den primären Endpunkt (Erhalt des LDA-Status) 91,5 vs. 88 % der Patienten, eine Nicht-Unterlegenheit anzeigend. Inwieweit sich solch eine Verlängerung des Injektionsintervalls negativ auf die Hemmung der röntgenologischen Progression auswirken könnte, ist aber unklar. (3)

Auch wenn der letztgültige Beweis noch aussteht, erhärtet eine von Murat Torgutalp, Berlin, vorgelegte 10-Jahres-Analyse der deutschen GESPIC-Kohorte frühere Befunde, wonach bei Patienten mit früher axSpA eine kontinuierliche TNFi-Therapie mit einer Verzögerung der röntgenologischen Progression der Sakroiliitis assoziiert ist – dieser Effekt wurde etwa 2-4 Jahre nach Therapiebeginn evident. (4) Ähnliche, mit zeitlicher Verzögerung eintretende Effekte der Anti-TNF-Therapie fanden sich in GESPIC auch in Bezug auf die strukturelle Progression an der Wirbelsäule. (5)


Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 85-86 (OP0144)
2   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 83-84 (OP0141)
3   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 80-81 (OP0138)
4   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 80 (OP0137)
5   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 81-82 (OP0139)