Bye bye Broschüre, hallo DiRhIS
Zu Beginn stellte Bernd Ganser, Hürth, das Projekt DiRhIS (Digitales Rheumatologisches InformationsSystem) vor, welches die medicstream GmbH in Kooperation mit dem BDRh, der BDRh Service GmbH und weiteren Partnern realisiert sowie mit grundlegendem Inhalt zusammenstellt. In DiRhIS befinden sich, wie in einer Bibliothek, digitale Informationen, die individuell für Patienten arrangiert und gezielt weitergegeben werden können. Es zielt darauf ab, die Informationsversorgung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen zu verbessern und sie in die Behandlungsprozesse aktiv mit einzubeziehen. Durch die maßgeschneiderten Informationspakete können sie sich besser über ihre Erkrankung, den Umgang damit und die Therapiemöglichkeiten informieren. Dies kann zu einer besseren Therapietreue und Lebensqualität führen. Durch die enge Zusammenarbeit mit einem Expertengremium wird sichergestellt, dass die bereitgestellten Informationen auf dem neuesten Stand der Forschung und Praxis sind. Die Plattform wird kontinuierlich aktualisiert und erweitert, um den Bedürfnissen von Patienten und Behandelnden gerecht zu werden. DiRhIS bietet eine innovative, umweltbewusste und zeitgemäße Möglichkeit, die Kommunikation und Informationsversorgung in der Rheumatologie zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen Patienten und dem Praxisteam zu stärken.
ChatGPT – Was muss die MFA/RFA wissen?
Ein weiterer zukunftsweisender Vortrag von Prof. Dr. Gerd Rüdiger Burmester, Berlin, zeigte auf, was durch die Digitalisierung schon alles möglich ist, was noch die Schwachstellen sind und was uns in Zukunft erwartet. ChatGPT ist ein fortschrittliches Sprachmodell, das auf eine riesige Menge an Trainingsdaten zurückgreift und in Kombination mit KI z. B. Fragen beantwortet, Texte wie ein Lektor bearbeitet, Bilder analysiert, interpretiert und sogar nur durch die Eingabe von Worten unterschiedliche Bilder generiert. Dosiert mag es eine Unterstützung sein, dennoch ist ein waches Auge, ein umfassendes Allgemeinwissen, Fachwissen, einfach der Mensch zwingend notwendig und nicht 1:1 zu ersetzen. Des Weiteren sind im Umgang, gerade mit kranken Menschen, Einfühlungsvermögen, Empathie und Vertrauen wichtige Schlüsselfunktionen. Es bleibt spannend, wer zukünftig die Bildgebung befundet, Anträge stellt und Arztbriefe schreibt.
Eigentlich sah es nach Rheuma aus…
Zur Sensibilisierung bezüglich der Diagnosestellung stellte Dr. Anna Buck, Osnabrück, einen Fall vor, der verdeutlicht, dass es mitunter detektivischer Fähigkeiten, Kombinationsgabe und dem berühmten Blick über den Tellerrand bedarf. Die Rede ist von einer „Paraneoplasie“, die auch zu Gelenk- und Muskelschmerzen führen kann, die sich ähnlich wie bei rheumatischen Erkrankungen manifestieren können. Paraneoplasie bezieht sich auf Erkrankungen, die als Folge von Malignitäten auftreten können, jedoch nicht direkt durch den Tumor oder Metastasen verursacht werden. Stattdessen entstehen sie durch immunologische, metabolische oder hormonelle Veränderungen, die durch den Krebs im Körper ausgelöst werden. Es ist wichtig, Paraneoplasien frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Vitamin D – Lifestyle-Medikament oder Notwendigkeit
Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Knochenstoffwechsels, da es die Aufnahme von Kalzium und Phosphor im Darm fördert. Ein Mangel an Vitamin D kann z. B. zu Osteoporose oder Rachitis führen. Darüber hinaus hat Vitamin D laut Dr. Burkhard Muche, Berlin, auch Auswirkungen auf das Immunsystem, die Muskelfunktion und die Regulation von Entzündungsprozessen. Im Gegensatz zum regelmäßigen „Tanken“ von Sonnenlicht, ist ein Vitamin D-Mangel durch Ernährung relativ wenig beeinflussbar und sollte nach ärztlicher Anweisung supplementiert werden. Eine jährliche Einzeldosis von 500.000 IE ist nicht zu empfehlen, denn das erhöht das Sturz- und Frakturrisiko. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, dass die tägliche Einnahme von 20 mg (800 IE) Vitamin D ohne Sonnenexposition für die meisten Menschen ausreicht, wobei der individuelle Bedarf an Vitamin D je nach Lebensstil, Hauttyp, geografischer Lage und Erkrankungen variieren kann. Ein Serumwert von 25-Hydroxyvitamin-D <30 nmol/l zeigt eine mangelhafte Versorgung an (erhöhtes Risiko für Osteomalazie und Osteoporose), zwischen 30 und 50 nmol/l besteht eine suboptimale Versorgung (mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit/Frakturen), anzustreben sind Werte über 50 nmol/l.
Differenzierung Gicht, CPPD und Osteoarthritis
Gicht, CPPD und Osteoarthritis sind drei verschiedene Erkrankungen, die sich alle auf unterschiedliche Weise auf die Gelenke auswirken, wie PD Dr. Anne Kathrin Tausche, Dresden, darlegte. Gicht ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht wird und zu plötzlichen und starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen führt, häufig zuerst im Großzehengrundgelenk. Die langfristige Behandlung umfasst die Vermeidung purinreicher Lebensmittel und Einnahme von Harnsäuresenkern. Bei CPPD lagern sich Kalziumpyrophosphat-Dihydrat-Kristalle in den Gelenken ab, was (wie bei Gicht) zu Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen führen kann. Sie tritt oft im Alter auf und kann z. B. mit Arthrose verwechselt werden. Die Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und Entzündung zu reduzieren. Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den Abbau von Knorpelgewebe in den Gelenken verursacht wird und Schmerzen, Steifheit und eine eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit zur Folge hat. Auch sie tritt häufig im Alter auf und kann durch Übergewicht, Verletzungen oder genetische Veranlagung beeinflusst werden. Die Therapie umfasst Schmerzlinderung, Physiotherapie, Gewichtsmanagement und in einigen Fällen auch chirurgische Eingriffe wie Gelenkersatzoperationen. Es ist wichtig, dass eine genaue Diagnosestellung erfolgt, um die richtige Behandlung für jede dieser Gelenkerkrankungen zu gewährleisten.
Resilienz in aller Munde – Chance zur Weiterentwicklung
Resilienz ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Er beschreibt die Fähigkeit, schwierige Situationen und Krisen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen, so die Psychologin Ines van der Heusen, Berlin. Resilienz kann trainiert und weiterentwickelt werden. Grundlage einer starken Resilienz sind sieben Säulen: Optimismus (ist das Glas halb leer oder halb voll?), Akzeptanz (schwierige Situationen annehmen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen), Lösungsorientierung (aktiv Herausforderungen angehen, kreative Lösungen finden und Handlungsfähigkeit bewahren), Selbstwirksamkeit (sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst sein, Selbstvertrauen entwickeln), Verantwortung übernehmen (die Konsequenzen für eigene Handlungen und Entscheidungen tragen, anstatt einen Schuldigen zu suchen), soziale Netzwerke (soziale Kontakte pflegen, Unterstützung durch Familie, Freunde und Kollegen suchen) und positive Zukunftsplanung (langfristige Ziele setzen und eine Perspektive für die Zukunft entwickeln, um auch in schwierigen Zeiten motiviert zu bleiben). Kleine Stellschrauben können viel bewegen, das ist für uns als Praxisteam sowie für unsere Patienten bedeutsam und wichtig.
Ulrike Erstling, 1. Vorsitzende
Patricia Steffens-Korbanka, 2. Vorsitzende
Fachverband Rheumatologische Fachassistenz e. V.
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