DIGITALE WELT IN DER RHEUMATOLOGIE

RheMIT für Dummies

PD Dr. Martin Feuchtenberger

PD Dr. Martin Feuchtenberger

Auf dem DGRh-Kongress 2022 in Berlin hielt Priv.-Doz. Dr. Martin Feuchtenberger, Burghausen, in der Session „Zwei Jahre DIGA – lessons learned and ePros in der Praxis“ den Vortrag „Rhemit für Dummies“. In Anbetracht der großen Bedeutung von RheMIT in der Rheumatologie baten wir den Experten in einem Gespräch für unsere Leser und „Noch-Nicht-User“ um eine Einführung, eine Kurzzusammenfassung und ein motivierendes „Do-it“.

Herr Dr. Feuchtenberger, hat Sie bei der Vorbereitung Ihres Vortrags der Begriff „Dummies“ nicht irritiert?

Ja, der Titel war mir so vorgegeben, aber kurz erklärt: „For Dummies“ steht für eine Sachbuchreihe vom Wiley-VCH Verlag und im Englischen gibt es mehrere Bedeutungen, unter anderem auch Leerpackung, und gemeint ist in diesem Falle – so der Verlag, dass solche Bücher kein Wissen voraussetzen und man sprichwörtlich mit „leerem Kopf“, also bei null anfängt. Meine Aufgabe war also, RheMIT vorzustellen und dabei ganz vorne zu beginnen.

Was ist RheMIT?

RheMIT ist eine digitale Patientenakte, und zwar exklusiv für die Rheumatologie gemacht, was an sich schon etwas Besonderes darstellt! Dabei ist diese Software keine Neuentwicklung, sondern beruht auf der fachspezifischen Weiterentwicklung eines bewährten Programms, EMIL, der Firma itc-ms. Die Rechte am Quellcode liegen beim BDRh und eine koordinierende Lenkungsgruppe, das sogenannte Steering Committee, entscheidet fortlaufend über die Weiterentwicklungen im Hinblick auf neue Funktionen oder Vorgaben seitens der Regulatorik. Das Steering Committee setzt sich aus Vertretern von BDRh, DGRh, DRFZ und VRA zusammen. Dies bringt sehr deutlich zum Ausdruck: RheMIT ist ein nationales Projekt. Heißt, die Rheumatologinnen und Rheumatologen entwickeln ihre eigene, auf fachspezifische Bedürfnisse abgestimmte Plattform. Eine geniale Chance für uns alle!

Wozu ist RheMIT geeignet?

Letztlich für die komplette Dokumentation und Abwicklung der ambulanten Routine, wobei die KV-Abrechnung (noch) nicht implementiert ist.

Was waren denn die Leitgedanken bei der Entwicklung von RheMIT?

Der erste Leitgedanke war, dass RheMIT als umfassende Plattform einer rheumatologischen IT-Infrastruktur in Deutschland fungieren soll. Mittlerweile existiert eine Vielzahl von digitalen Anwendungen wie Apps, DiGAs, DICOM, Labor, Telematikinfrastruktur, Spracherkennung, Praxisunterstützungssysteme – ich möchte sie alle gar nicht aufzählen –, die, um im Bild zu bleiben, wie ein ungeordnetes Kabelwerk nebeneinander existieren.

Die Idee von RheMIT ist nun, diesen digitalen „Kabelsalat“ mittels standardisierter Schnittstellen an die Plattform RheMIT anzudocken und aus einer Oberfläche heraus zu nutzen! Man könnte jetzt entgegenhalten, das ist eine gut gemeinte Vision. Nein, viele derart integrierte Funktionen sind bereits erfolgreich in der Anwendung, wie z. B. SonoGDT oder die Laboranbindung. Der zweite Leitgedanke ist, eine leitliniengerechte Versorgung in die Alltagsroutine zu implementieren und an dieser Stelle kann ich nur sagen, dass die Basis hierfür eine einfache, selbsterklärende Eingabeoberfläche ist, die alle leitlinienbasierten Inhalte in der Routineoberfläche anbietet und von allen Mitarbeitern intuitiv bedient werden kann. Und die dabei ermittelten Scores, wie z. B. der DAS28, werden zudem noch Medizinproduktegesetz konform errechnet. Das bedeutet auch gleich Rechtssicherheit in der Dokumentation! Im nächsten Schritt können die Daten sogar automatisiert in Register, wie
z. B. die Kerndokumentation, exportiert werden.

Last but not least – das ist der dritte Leitgedanke – soll RheMIT uns unterstützen in der Abwicklung von Routineprozessen. Welches Potenzial in den Funktionen und der damit einhergehenden Produktivitätssteigerung steckt, würde ich gerne hier darstellen, nur sprengt ein solches Interview den Rahmen. Aber ein exemplarisches Beispiel aus unserer Praxis – so wie wir es tagtäglich zigfach anwenden: das Befundmanagement. Auch heute läuft es noch so, dass die meisten Befunde in Papierform vorliegen. Bei uns werden im Backoffice Papierbefunde, PDFs, Bilddateien und in Zukunft auch KIM-Briefe in der patientenspezifischen Akte abgelegt, und in Echtzeit in dem Moment, nach Login durch den Arzt, in einer Dashboardansicht – übrigens auch im Homeoffice – aufgelistet. Basierend hierauf können die Befunde als gesehen markiert werden. Da der Patientenname auch gezeigt wird, kann ich auch direkt die Akte öffnen und den Befund im Kontext ansehen und falls erforderlich Arbeitsaufträge mittels E-Mail aus der Akte heraus vergeben. Nicht weniger elegant funktionieren die teilautomatisierte Brieferstellung und der vollautomatische Versand der Arztbriefe – dies ist echte Zeitersparnis!

Ich muss Ihnen sagen, in meiner Praxis könnten meine Mitarbeiter und ich mir die Arbeit gar nicht mehr anders vorstellen. Digitalisierung kann, wenn sie gut umgesetzt wird, einen echten Mehrwert liefern und über Zeitersparnis in der Routine medizinische Qualität und Mitarbeiterzufriedenheit schaffen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, let’s do it! 

Gerne kann man mich unter martin.feuchtenberger@innklinikum.de kontaktieren, um z. B. bei einer Hospitation an meinen Erfahrungen zu partizipieren, oder sich auf www.bdrh-service.de oder www.bdrh.de/praxismanagement/rhemit/ weitere Informationen besorgen.

Herr Dr. Feuchtenberger,
haben Sie vielen Dank für das Gespräch.