Die Rheumatologische Fachassistenz (RFA) nimmt eine entscheidende Rolle in der Patientenversorgung ein und fungiert als wichtiges Bindeglied zwischen Patienten und Rheumatologen, sowie Angehörigen. Angesichts des Fachärztemangels und der demografischen Entwicklung hat sich die Delegation ärztlicher Aufgaben an die RFA als essenziell erwiesen. Diese Entwicklung wertet nicht nur die Tätigkeit der RFA-Berufsgruppe auf, sondern wird auch von den Patienten wohlwollend wahrgenommen. Seit April 2021 ist die RFA-Weiterbildung seitens der Bundesärztekammer (BÄK) anerkannt. Aktuell laufen Bemühungen, eine Abrechnungsziffer im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) für die Leistungen der RFA zu etablieren, um die Anerkennung und Vergütung ihrer wichtigen Arbeit zu verbessern.
Die Preisverleihung der RFA Awards 2024, moderiert von Dr. Rudy C. Meidl, Frankfurt/M., fand im Rahmen der medac-Fortbildungsveranstaltung „Neue Aspekte und Entwicklungen in der Rheumatologie“ statt. Nach einem von Ulrike Erstling, Bergisch Gladbach, für den RFA-Fachverband gegebenen Überblick zur Entwicklung und Erfolgen von MFA/RFA, führte Dr. PH Kirsten Hoeper, Hannover, die Thematik aus wissenschaftlicher Sicht weiter aus. Auch andere Themen kamen nicht zu kurz: So besprach Prof. Dr. Gerd Horneff, Sankt Augustin, neue Erkenntnisse zu hereditären periodischen Fiebersyndromen, gab Dr. Martin Krusche, Hamburg, einen Ausblick auf die heutige und künftige digitale Gesundheitsversorgung in der Rheumatologie und nahm sich Prof. Dr. Klaus Krüger, München, einem Klassiker in der Rheumatologie – Methotrexat – an.
Der erste Preis geht an die Rheumapraxis Deggendorf
Mit der Laudatio von Prof. Krüger wurde das Team „Rheumapraxis Deggendorf“ für den 1. Platz zum RFA Award-Preisträger 2024 gekürt. Das große Engagement, dass das Team, bestehend aus Dr. Matthias Kirrstetter, Dr. Roman Eder und den beiden RFAs, Karin Friedl und Karin Schwarz, in ihrer täglichen Arbeit leistet, konnte in der Bewerbung spürbar nachempfunden werden. Die bereits seit einigen Jahren gelebte RFA-Delegation wurde im Praxisbetrieb mit viel Enthusiasmus weiter ausgebaut und hervorragend gelebt. Der Beruf ist für alle Teammitglieder aus der Praxis Deggendorf eine Berufung und wird nicht nur als Arbeit aufgefasst.
Exemplarisch sei hier kurz die historische Entwicklung der RFA-Delegation in dieser Praxis in Niederbayern mit enorm großem Einzugsgebiet dargestellt. Bereits 2012 wurde vom früheren Inhaber, Dr. Eder, erstmals eine „Fachassistenz-Sprechstunde“ (FAS) eingeführt, damals als Ergänzung zur Erhebung von Risikoprofil und Komorbiditäten bei Patienten mit rheumatoider Arthritis – diese bildete die Basis für die ERIKO-Studie. Nach einer Praxisübernahme lag u. a. aus organisatorischen Gründen die FAS zwischen 2015 und 2020 „auf Eis“, bevor sie im Jahr 2020 in Form einzelner Termine (ein Vormittag pro Woche) re-etabliert wurde. Nach der Optimierung von Abläufen und mit zunehmender Erfahrung erfolgte ein schrittweiser Ausbau der FAS, inhaltlich auf drei Sprechstundenformate, personell auf zwei qualifizierte RFAs und zeitlich auf vier Vormittage und drei Nachmittage pro Woche. Mit der aktuellen Planung können inzwischen 1/3 der Sprechstundenkontakte über die FAS abgewickelt werden, die Implementierung der FAS gelang bei fast unverändertem Personalbedarf im laufenden Praxisbetrieb. Waren es im Frühjahr 2021 noch 4 FAS-Slots pro Woche, steigerte sich diese Zahl auf 12 im März 2022 und dann 33 im Oktober 2023! Neben der FAS fungieren die RFAs als Ansprechpartner für Patienten und MFAs bei Nachfragen, engagieren sich in der Patientenaufklärung und sind das Bindeglied zum Ärzteteam.
Das persönliche Fazit der RFAs, Frau Friedl und Frau Schwarz: „Wir sind nun seit 6 bzw. 3 Jahren in der rheumatologischen Praxis tätig und denken, die Spezialisierung zur RFA und insbesondere die FAS bereichert unseren Arbeitsalltag ungemein! War anfänglich doch der eine oder andere Patient noch ein wenig skeptisch, so hat sich diese Haltung sehr schnell geändert und wir erhalten regelmäßig positives Feedback. Gerade beim Arzt-Patienten-Gespräch lernen wir ebenfalls stets dazu und sind dankbar für das Vertrauen, welches uns die Ärzte durch die Delegation entgegenbringen.“
Die weiteren Preisträger-Teams im Überblick
In diesem Jahr wurde der 2. Platz des RFA Awards dem Immunzentrum Chemnitz verliehen, den Ärzten Dr. Matthias Kouba und Dr. Sebastian Rudolph sowie den RFAs Sandra Schulze, Caroline Anders und Mandy Süss. Dr. Kirsten Karberg, Berlin, hob in ihrer Laudatio besonders die Leistung des jungen Teams hervor. Trotz der erst im Jahr 2016 eröffneten Privatarztpraxis gelang es ihnen innerhalb kurzer Zeit, die RFA-Delegation zu etablieren und gleichzeitig die Akzeptanz der Patienten zu bewahren, die oft andere Erwartungen hatten.
Das „St. Franziskus MVZ Am Hang“ in Harrislee nahe Flensburg, bestehend aus PD Dr. Rainald Zeuner, Dr. Kerstin Jepsen-Schiemann und den RFAs Anja Homann-Trumpke und Martina Riefe-Magnussen, wurde Preisträger Platz 3. Prof. Dr. Andreas Krause, Berlin, betonte in seiner Laudatio, dass das Team des MVZ mit großem Engagement der bestehenden Engpasssituation in der Patientenversorgung in dieser Region nahe der dänischen Grenze durch eine kurzfristige Umstrukturierung mit bewusster Mehreinbindung berufserfahrener RFAs entgegengewirkt hat. In der Praxis wurden wichtige Voraussetzungen für die Delegation geschaffen, die das eigenverantwortliche, selbstständige und rechtlich konforme Arbeiten der RFA abbildet.
Ausblick: RFA Award 2026
Auch im Jahr 2026 wird es wieder eine Preisverleihung in diesem Bereich geben: Die berufliche Leistung der RFA im Team mit Rheumatologen in der Patientenversorgung wird alle 2 Jahre ausgezeichnet. Ab Januar 2025 stehen die Bewerbungsmaterialien unter www.rfa-award.de zur Verfügung.