PRIMÄRES SJÖGREN-SYNDROM

Neuigkeiten zu B-Zell-gerichteten Therapien

Beim primären Sjögren-Syndrom (PSS) ist zwar von einer Wirksamkeit von B-Zell-gerichteten Therapien auszugehen, wie Phase-II-Studien und Fallserien zu dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab nahelegen, zwei daraufhin in dieser Indikation durchgeführte Phase-III-Studien (TEARS, TRACTISS) verliefen jedoch eher enttäuschend. Selbiges gilt auch für eine Studie zu dem B-Lymphozyten-Stimulator (BLyS)-Inhibitor Belimumab. Auf dem EULAR 2021 wurden nun ermutigende Ergebnisse einer Kombinationstherapie aus Rituximab und Belimumab vorgelegt. Auch Follow-up-Daten einer Phase-II-Studie zu dem neuen BLyS- bzw. B-Zell-aktivierendem Faktor (BAFF)-Rezeptor-Inhibitor Ianalumab, der durch eine gleichzeitige B-Zell-Depletion einen dualen Wirkmechanismus bietet, machen Mut.

BLyS ist bei PSS erhöht und es wird vermutet, dass es eine Rolle in der B-Zell-Hyperaktivität spielt, die zur Erkrankung beiträgt. Daher war es durchaus naheliegend, die Kombination aus Belimumab und Rituximab, die unterschiedlich und potenziell komplementär auf B-Zellen wirken, genauer zu untersuchen.

Belimumab/Rituximab-Kombination im Fokus

In die von Xavier Mariette, Paris (Frankreich), vorgestellte 68-wöchige randomisierte, placebokontrollierte Phase-II-Studie zur Effektivität und Sicherheit von s.c. Belimumab und i.v. Rituximab wurden 86 Patienten mit aktivem PSS stratifiziert nach einem Baseline-EULAR Sjögren’s Syndrome Disease Activity Index (ESSDAI)-Score von 5-12 oder >12 auf Placebo (n=13), Belimumab/Rituximab (n=24; Belimumb 200 mg s.c. wöchentlich bis Woche 24 gefolgt von Placebo s.c. bis Woche 52 plus Rituximab 1.000 mg i.v. in Woche 8 und 10), Belimumab (n=24; 200 mg s.c./Woche bis Woche 52) oder Rituximab (n=25; 1.000 mg i.v. in Woche 8 und 10) randomisiert.

Primärer Endpunkt war die Sicherheit bis Woche 68, sekundäre Endpunkte waren der ESSDAI-Score, stimulierte Speichelfluss, CD20+ B-Zellzahlen in Speicheldrüsenbiopsien, Mundtrockenheit und der EULAR Sjögren’s Syndrome Patient Reported Index (ESSPRI)-Score.

Das Auftreten unerwünschter Ereignisse (UE) war ähnlich in den vier Studienarmen, schwere UE waren selten und traten nur in den aktiven Armen auf. Neue Sicherheitssignale wurden auch unter der Kombination gegenüber den Monotherapien nicht berichtet. Das Follow-up schlossen 60 der Patienten ab.

Die Reduktionen im ESSDAI waren numerisch unter Belimumab/Rituximab größer mit der stärksten Differenz in Woche 68 (-5,73 vs. -1,75), jedoch waren nur im Trend Vorteile gegenüber den jeweiligen Monotherapien erkennbar. Im stimulierten Speichelfluss war zu späteren Zeitpunkten (ab Woche 52) ein positiver Trend der Kombination versus Placebo und (schwächer) den Monotherapien zu erkennen. Lediglich unter der Kombination kam es zu einer beinahe vollständigen B-Zell-Depletion in Woche 24. Hingegen bestanden keine Vorteile im Hinblick auf Mundtrockenheit und ESSPRI-Score. (1)

Update zu Ianalumab

Weiterhin positiv sind die 52-Wochen-Daten zu Ianalumab, dass sowohl B-Zellen depletiert als auch den BAFF-Rezeptor blockiert. In einer Phase-II-Studie waren 190 Patienten auf s.c. Ianalumab (5, 50 oder 300 mg) oder Placebo alle 4 Wochen randomisiert worden. Alle Ianalumab-Gruppen hatten den primären Endpunkt (ΔESSDAI ab Baseline) in Woche 24 erreicht. In Woche 24 wechselten danach die Placebo-Patienten auf Ianalumab 150 mg und jene auf der 300 mg-Dosis wurden für 28 Wochen auf deren Fortführung oder Placebo re-randomisiert.

Im Ergebnis zeigte sich laut Prof. Thomas Dörner, Berlin, dass das Ansprechen (ESSDAI, ESSPRI etc.) auf Ianalumab 300 mg bis Woche 52 erhalten blieb, während es nach dem Switch auf Placebo partiell verloren ging. Ab Woche 24 auf Ianalumab 150 mg gewechselte Patienten profitierten deutlich von der Umstellung. Das Sicherheitsprofil war recht gut, Tracheobronchitis und Pneumonie waren mild bis moderat ausgeprägt und nicht mit einer therapieassoziierten Late-onset-Neutropnie verbunden. (2)

Kompakt: Anti-B-Zelltherapien sind somit beim PSS weiter im Rennen, zumal mit Obinutuzmab ein Rituximab der 2. Generation auch in dieser Indikation vielversprechend erscheint. Eine größere kontrollierte Studie zur Kombination aus Belimumab und Rituximab wäre sicherlich wünschenswert, um aussagekräftigere Daten zu erhalten. Gleiches gilt für eine mögliche Phase-III-Studie zu Ianalumab, das auch in einer Reihe anderer Indikationen geprüft wird.

Quellen:
1   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 78-79 (OP0135)
2   Ann Rheum Dis 2021; 80(Suppl1): 593-594 (POS0692)