Rückblick auf den EULAR-Kongress 2024

Neue Therapiestrategien und -optionen im Blickpunkt

Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

In diesem Jahr wurde der Kongress der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) im Congress Center der Messe Wien ausgetragen. Mit über 14.000 Teilnehmern, Abstracts und Postern auf Rekordniveau, je zwei Late-breaking-Abstracts- und EULAR-Leitlinien-Sessions, klinischen und Grundlagen-Sitzungen, den HOT- und WIN- sowie Practical Skills-Sessions, EULAR-Debatten und dem „Meet the EULAR Expert“-Format war der Kongress erneut ein großer Erfolg – mit maßgeblicher deutscher Beteiligung. Auch die „People with Arthritis and Rheumatism in Europe“ (PARE) und „Health Professionals in Rheumatology“ (HPR), trugen hierzu bei.

Zumindest eine Nebenrolle spielte noch die Thematik Long/Post-COVID mit Diskussionen zu Ähnlichkeiten und Unterschieden zur Fibromyalgie. Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) wird weiterhin die Sicherheit von Januskinase (JAK)-Inhibitoren diskutiert, ein Dauerbrenner ist auch die Frage nach einer frühen Intervention im präklinischen Stadium der RA. Bei der dual seropositiven RA mit Shared Epitop scheint gemäß der AMPLIFIED-Studie nach Methotrexat (MTX)-Versagen Abatacept wohl doch keinen Vorteil gegenüber Adalimumab aufzuweisen. Ein weiterer Schwerpunkt war die „difficult-to-treat-RA“: Hier verspricht der bispezifische T-Zell-Engager (BiTE)-Antikörper Blinatumomab ersten Daten zufolge eine sehr effektive Therapieoption zu sein – dies wird spannend, auch jenseits der therapierefraktären RA in klinischen Studien zu untersuchen.

Bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA) wurden die 2-Jahres-Daten zur radiografischen Progression unter Bimekizumab präsentiert, sowie jeweils zwei Studien zum Treat-to-target-Prinzip bei axSpA und zur Untersuchung von Telemonitoring und patienteninitiierter Betreuung. Bei der Psoriasis-Arthritis (PsA) standen erneut neue Therapiekandidaten im Fokus, so eine Phase IIb/III-Studie zu dem niedermolekularen Interleukin (IL)-17A-Inhibitor Izokibep, sowie Phase-II-Studien zu dem IL-17A/F inhibierenden Nanokörper Sonelokimab und dem Tyrosinkinase (TYK)-2-Inhibitor Zasocitinib. Die alte Streitfrage zum Nutzen von MTX bei PsA wieder anheizen dürfte die GOLMePsA-Studie, in der dieses hochdosiert als Monotherapie bei früher PsA einer Kombination mit Golimumab nicht unterlegen war. Bei juveniler PsA und Enthesitis-assoziierter Arthritis wurden positive Daten der Phase-III-Studie CO-SPIRIT-JIA zu Ixekizumab vorgestellt, bei de-novo systemischer juveniler idiopathischer Arthritis (sJIA) lieferte eine steroidfreie First-line-Therapie mit Canakinumab gute Ergebnisse.

Bei den Kollagenosen stand weiterhin die CAR-T-Zell-Therapie im Vordergrund, die immer mehr auch jenseits des systemischen Lupus erythematodes (SLE) etwa bei entzündlichen Myositiden und systemischer Sklerose (SSc) positive Daten generiert. Bei letzterer werden damit ebenfalls gute Erfolge erzielt, auch wenn es weniger um eine medikamentenfreie Remission als die Besserung und Stabilisierung der Erkrankung geht. Mit Spannung erwartet wurden die neuen EULAR-Empfehlungen zur SSc, die vor allem im Hinblick auf interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) und pulmonale Hypertonie (PAH) einige Neuerungen
(z. B. Nintedanib, Tocilizumab bei SSc-ILD, frühe Kombinationstherapie bei SSc-PAH) beinhalten. Beim SLE sind weiter positive Phase-II-Ergebnisse zu dem BAFF-Rezeptor-Antikörper Ianalumab und vielversprechende Daten einer Phase-II-Studie mit dem Anti-CD38-Antikörper Daratumumab erwähnenswert. Für das Sjögren-Syndrom wurden weiter positive Phase-II-Daten zu dem Anti-CD40-Antikörper Iscalimab berichtet, auch erste Ergebnisse einer Phase-II-Studie zu dem FcRn-Inhibitor Nipocalimab waren erfreulich.

Klares Highlight bei den Vaskulitiden waren die ersten Daten der Phase-III-Studie SELECT-GCA zur Remissionsinduktion und Einsparung von Glukokortikoiden mit Upadacitinib bei Riesenzellarteriitis (RZA). Von Interesse war ferner eine Studie beim schweren Behçet-Syndrom mit vaskulärer bzw. neurologischer Beteiligung, die Vorteile von Infliximab versus Cyclophosphamid aufzeigte.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten EULAR-Kongress, der vom 11. bis 14. Juni 2025 in Barcelona ansteht, und auf dem Prof. Dr. Xenofon Baraliakos sein Amt als nächster EULAR-Präsident antritt!

Prof. Dr. med. Gerd-Rüdiger Burmester
Charité – Universitätsmedizin Berlin,
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt
Rheumatologie und Klinische Immunologie,
Charitéplatz 1, 10117 Berlin