BILDGEBUNG IN DER RHEUMATOLOGIE

Aktuelles vom ACR Convergence 2020

Der letztjährige ACR-Kongress wurde bedingt durch die Corona-Pandemie ausschließlich als e-Kongress durchgeführt. Unter den mehr als 3.000 Abstracts nahmen Beiträge zum Thema Bildgebung wieder einen breiten Rahmen ein. 

Xanthe Matthijssen, Leiden (Niederlande), und Kollegen untersuchten, wie sich unter einer DMARD-Therapie die krankheitsbedingte Entzündung in den betroffenen Geweben von ACPA-positiven und -negativen Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zurückbildet. In der Studie unterzogen sich 216 konsekutive RA-Patienten einer MRT-Untersuchung (1,5 Tesla, mit Kontrastmittel) des Hand- und Fußskeletts vor und 4, 12 und 24 Monate nach Therapiebeginn. Ergebnis war, dass sich über die Zeit die Entzündung in allen betroffenen Strukturen (Synovitis, Tenosynovitis, Osteitis) gleichzeitig zurückbildete. Der Rückgang der Synovitis ging zeitlich der der Tenosynovitis in beiden RA-Gruppen voraus. Bei ACPA-positiven Patienten bildete sich im Gegensatz zu ACPA-negativen die Synovitis vor der Osteitis (4-12 Mo. > 12-24 Mo.; p=0,002) zurück. Laut den Autoren konnte unabhängig vom ACPA-Status eine schnellere Rückbildung der Synovitis als der Tenosynovitis unter DMARDs beobachtet werden. Womöglich könnten im Hinblick auf die unterschiedliche Rückbildung von Synovitis gegenüber der Tenosynovitis Unterschiede in der Entzündungspathophysiologie zwischen den beiden Untergruppen bestehen. (1)

Sara Christiansen, Kopenhagen (Dänemark), und Kollegen untersuchten mithilfe des Dual-Energy-CT (DECT) die Verteilung und Charakteristika von Monourat- und anderen Kristallen bei Gichtpatienten. DECT wurde bei Patienten mit V. a. auf Arthritis urica an Händen, Füßen und Kniegelenken durchgeführt. Die nachgewiesenen Ablagerungen wurden hinsichtlich Größe, Ca-Haltigkeit und Dichte analysiert und entweder als Monourat- oder Nicht-Monourat-Kristalle unterschiedlichen Gruppen zugeordnet. Insgesamt konnten 3.918 Läsionen bei 23 Patienten nachgewiesen werden. Am häufigsten fanden sich Kristallablagerungen in MTP 1-, Knie- und Metatarsalgelenken sowie an der Quadriceps- und Patellarsehne. Im MTP 1-Gelenk und der Patellarsehne ließen sich ausschließlich Monouratkristallablagerungen und keine Nicht-Monouratablagerungen nachweisen. Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass die Ergebnisse eine gezieltere Suche von für die Arthritis urica charakteristischen und beweisenden Monourat-Kristallen bei der DECT ermöglichen sollten. (2)

Valentin Schäfer, Bonn, und Kollegen untersuchten den differentialdiagnostischen Stellenwert der DECT bei Gicht und CPPD-Arthropathie im Vergleich zum Goldstandard Synoviaanalyse (SA). Bei allen Patienten wurde eine Untersuchung mittels DECT, Ultraschall (US), konventionellem Röntgen (CR) sowie eine Laboruntersuchung auf 12 krankheitsrelevante Parameter (u. a. CRP, Harnsäure, TSH) durchgeführt. 30 Patienten mit der klinischen Verdachtsdiagnose Gicht (n=22) oder CPPD-Arthropathie (n=8) wurden in die Studie eingeschlossen. Zwei unabhängige Untersucher werteten die DECT-Bilder aus. US, CR, DECT und klinische Verdachtsdiagnose wurden mit der SA verglichen. Im Labor waren die Harnsäurespiegel bei 26 % der Gicht- und 25 % der CPPD-Patienten erhöht,  das CRP zu 60 % bei der Gicht und in 88 % der CPPD-Patienten. Die übrigen Laborwerte zeigten keine Korrelation zu einer der Diagnosen. Die DECT zeigte bei Gicht eine Sensitivität von 59,1 % und eine Spezifität von 100 %. Bei der CPPD ergab sich eine Sensitivität von 37,5 % und Spezifität von 81,8 %. Die höchste Sensitivität bei Gicht zeigte sich beim Ultraschall (90,9 %), bei einer Spezifität von 87,5 %. Die Autoren schlussfolgern, dass die DECT eine niedrigere Sensitivität bei der Gicht besitzen könnte als bisher publiziert (59,1 vs.  90 %) und bei der CPPD nur eine geringe Sensitivität von 37,5 % erzielt. Der US als auch die klinische Verdachtsdiagnose zeigten demgegenüber eine höhere Sensitivität bei Gicht und CPPD. (3)

Literatur:
1 Matthijssen X et al., Arthritis Rheumatol 2020; 72(Suppl. 10):  Abstr. 0444
2 Christiansen S et al., Arthritis Rheumatol 2020; 72(Suppl. 10):  Abstr. 0445
3 Kravchenko D et al., Arthritis Rheumatol 2020; 72(Suppl. 10):  Abstr. 1542


Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und Gastroenterologie
und Ärztlicher Leiter der Abteilung Rheumatologie 
Romanstr. 9, 80639 München