RHEUMATOLOGIE IM ZEICHEN VON COVID-19

ACR Convergence 2021: Rückblick auf die wichtigsten Studien

Beim notgedrungen erneut virtuell abgehaltenen ACR Convergence 2021 mit wiederum etwas abgespecktem Programm fehlten die ganz großen Highlights. Dennoch lohnt ein kurzer Überblick zu den wichtigsten Studien zur rheumatoiden Arthritis (RA), axialen Spondyloarthritis (axSpA), Psoriasis-Arthritis (PsA), Kollagenosen und Vaskulitiden, die auf den Folgeseiten von Experten – ebenso wie das inzwischen leidige Thema COVID-19 - noch näher beleuchtet werden.

Bei der RA standen Langzeitdaten zur Effektivität und Sicherheit von Januskinase (JAK)-Inhibitoren im Fokus, breiten Raum nahm dabei vor allem die ORAL Surveillance-Studie zu Tofacitinib ein. Während die erhöhte Rate kardiovaskulärer Ereignisse bei Risikopatienten sich durch die Vergleichsgruppe (TNFα-Inhibitoren mit nachgewiesener Risikoreduktion) erklären lassen könnte, ist künftig vor allem auf Malignitäten zu achten. Obwohl damit kaum noch zu rechnen war, könnte nach zwei positiven Phase-III-Studien (CREDO2 und CREDO3) zu dem Interleukin (IL)-6-Inhibitor Olokizumab doch noch eine neue Anti-Zytokin-Therapie für die RA zugelassen werden, auch wenn nicht von Vorteilen gegenüber den beiden etablierten IL-6-Rezeptorinhibitoren auszugehen ist. Neue Erkenntnisse zu COVID-19 und Impfungen, wozu es auf dem ACR zahllose Studien gab, werden auf den nächsten Seiten genauer erörtert.

In puncto axSpA wurden primär neue Studien zum Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bei der Diagnostik präsentiert, zur Therapie gab es eher wenig Neues. Anders ist dies bei der PsA, wo schon wieder ein (teilweise) neues Therapieprinzip an die Tür klopft. So gab es aus einer Phase-II-Studie recht gute Daten zu dem Tyrosinkinase (TYK)-2/JAK-1-Inhibitor Brepocitinib. Angesicht der vielen verfügbaren Optionen und dem vielversprechenden TYK-2-Hemmer Deucravacitinib in der Pipeline wird der Platz für neue Therapien zunehmend enger, selbst für orale Medikamente.

Bei der Gichtarthritis wurde mit gutem Erfolg Tigulixostat, ein neuartiger Xanthinoxidase-Inhibitor, in Phase-II geprüft, für genauere Aussagen ist es derzeit aber noch zu früh. Bei familiärem Mittelmeerfieber (FMF) zeigte Tocilizumab erste Anhaltspunkte für eine Wirksamkeit in einer Phase-II-Studie. Bei der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA) wurde der Interferon (IFN)g-Antikörper Emapulumab erfolgreich bei Makrophagenaktivierungssyndrom eingesetzt.

Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) wurden Post-hoc-Analysen zu Anifrolumab und Voclosporin vorgestellt, mit einer baldigen Zulassung ist in beiden Fällen zu rechnen. Eher enttäuschende Daten bot die Phase-III-Studie BLISS-BELIEVE zu einer Kombination aus Belimumab und Rituximab bei SLE. Bei der systemischen Sklerose (SSc) wurden erneut die positiven Phase-II-Ergebnisse zu Rituximab aus der DESIRES-Studie vorgelegt, beim primären Sjögren-Syndrom (PSS) jene zu Ianalumab – ganz neu war aber beides nicht. Keine relevanten neuen Studien (jedenfalls nicht mit positivem Ausgang) gab es bei den Myositiden.

Zur ANCA-assoziierten Vaskulitis wurden neue Daten der Phase-III-Studie ADVOCATE zu dem steroidsparenden, selektiven Komplement 5a (C5a)-Rezeptorinhibitor Avacopan vorgestellt – eine Zulassung steht kurz bevor, der künftige Stellenwert ist aber noch unklar. Bei Riesenzellarteriitis (RZA) wurde mit Secukinumab ein weiterer Kandidat zur Steroideinsparung erfolgreich in Phase-II geprüft, auch eine Pilotstudie zu Baricitinib verlief vielversprechend. In einer Open-label-Studie wurde bei RZA mit gutem Erfolg Tocilizumab in Kombination mit 2 Monaten Prednison getestet – diese Dauer der Steroidtherapie könnte einen guten Kompromiss zwischen den 6 Monaten der GiACTA- und nur wenigen Tagen der GUSTO-Studie darstellen. Auch bei der Polymyalgia rheumatica (PMR) könnte Tocilizumab nach den Ergebnissen einer Phase-II/III-Studie eine gute Therapieoption zur Verringerung des Steroidbedarfs sein.